Künstliche Gliedmaßen: Alles im Griff
"Wofür ein Arm so alles gut ist, merkt man erst, wenn er nicht mehr da ist." Während Karl-Heinz Ammon nach einem Wasserglas greift, öffnet sich die Hand seiner Prothese lautlos. Seinen echten Arm hat er 2001 bei einem Arbeitsunfall verloren – er war zu der Zeit Gepäckfahrer am Düsseldorfer Flughafen. Als er einen Moment nicht aufpasste, stürzte die Last einer Ladebrücke herab. Die Feuerwehr brauchte fast eine Stunde, um ihn zu befreien. Zu lange – der linke Arm musste amputiert werden.
Gefragt, was er seitdem alles nicht mehr kann, muss Ammon dennoch eine Weile überlegen. Aus seinem kurzärmligen Polohemd lugt sein künstlicher Hightech-Arm hervor. Geschickt umschließt er mit den Gummifingern das Glas und führt es zu seinem Mund.
So geht es längst nicht allen Amputierten. Wer im fortgeschrittenen Alter plötzlich eine Gliedmaße verliert, gewöhnt sich meist nur langsam daran. Der Verlust eines oder sogar beider Beine ist dabei noch verhältnismäßig gut durch Prothesen zu kompensieren – man denke nur an die sagenhaften Sprints der Athleten bei den Paralympics. Eine amputierte oder gelähmte Hand aber lässt sich nach wie vor nur schwer ersetzen, von einem kompletten Arm ganz zu schweigen. Der Grund ist ihre komplizierte Feinmotorik.
Manche Betroffene begnügen sich mit einer rein kosmetischen Prothese. Sie ersetzt die fehlende Gliedmaße nur optisch, um neugierigen Blicken vorzubeugen, lässt sich aber nicht aktiv bewegen. "Mir reicht das nicht", sagt Ammon. Er wollte nach seinem Unfall schnell ins Berufsleben zurück. "Den Ellenbogen anwinkeln, etwas mit der Hand greifen – das war mir wichtig."
Er entschied sich deshalb für eine funktionelle Lösung. Etwa zehn Jahre lang trug er eine Prothese, die er über das gezielte Anspannen von Bizeps und Trizeps steuerte. Wollte er seine künstliche Hand etwa zu einer Faust schließen, musste er zuvor über einen Schalter das entsprechende "Programm" wählen. Spannte er dann den Bizeps an, führte die Prothese die gewünschte Bewegung aus. Nach einem erneuten Programmwechsel konnte er beispielsweise das Handgelenk drehen.
Vor rund zwei Jahren ließ sich der Familienvater schließlich eine intelligente Armprothese anpassen ...
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