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Anorgasmie: Dem Gipfel fern

Mehr als jede vierte Frau hat Schwierigkeiten, zum Orgasmus zu kommen. Wissenschaftler untersuchen, was im Gehirn passieren muss, damit die Erregung ihren Höhepunkt erreicht.
weibliche Lust

Sechs Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes war Patricia plötzlich nicht mehr fähig, einen Orgasmus zu bekommen. Zuvor hatte sie ein aktives und erfülltes Sexualleben gehabt. "Mein Mann und ich haben alles versucht", berichtet sie. "Es war so frustrierend, weil ich jedes Mal beinahe zum Höhepunkt kam, aber eben nur beinahe."

Nach ein paar Monaten war sie dermaßen unzufrieden, dass sie eine Klinik für sexuelle Störungen aufsuchte. "Dort schickten sie mir einen Mitarbeiter, der mir jede Menge Fragen über sexuellen Missbrauch stellte. Sie schienen wohl zunächst psychische Ursachen in Betracht zu ziehen", erinnert sie sich. Nach der weiteren Befragung über ihre sexuellen Vorlieben, ihre Ehe und mögliche Stressfaktoren kamen die Ärzte zu dem Ergebnis, dass die Ursache vermutlich Nervenschäden seien. Solche können während der Entbindung entstehen. "Sie erklärten mir, dass zwar Hoffnung auf eine Regeneration der Nerven bestünde, aber sicher wäre das nicht. Als ich die Klinik verließ, dachte ich nur: Mist, das war jetzt überhaupt nicht hilfreich."

Patricia ist alles andere als allein mit ihrer Frustration. Die Zahlen variieren zwar, aber die meisten Befunde kommen zu dem gleichen Ergebnis: Weniger als ein Drittel der Frauen erreicht während jedes sexuellen Akts einen Orgasmus. Besteht die Unfähigkeit, zum Höhepunkt zu kommen, über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten und leidet die Betroffene darunter, wird der Zustand als psychosexuelle Störung klassifiziert. Gemäß dem "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM) sprechen Experten in diesem Fall von einer Anorgasmie. Die Störung kann lebenslang bestehen; es gibt also Frauen, die nie einen Orgasmus erleben. Oder sie entsteht erst im Lauf des Lebens, so wie es bei Patricia der Fall war. Studien zufolge sind zwischen vier und zehn Prozent der Frauen davon betroffen. Bei Männern hingegen tritt Anorgasmie nur bei einem sehr kleinen Prozentsatz auf, normalerweise als Folge einer chronischen Erkrankung. ...

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  • Quellen

Sukel, K.:This Is Your Brain on Sex: The Science behind the Search for Love. In: Free Press, Reprint Edition 2013

Komisaruk, B. R. et al.:The Orgasm Answer Guide. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2009

IsHak, W. W. et al.: Disorder of Orgasm in Women: A Literature Review of Etiology and Current Treatments. In: The Journal of Sexual Medicine 7, S. 3254–3268, 2010

Komisaruk, B.R. et al.: Women’s Clitoris, Vagina, and Cervix Mapped on the Sensory Cortex: fMRI Evidence. In: The Journal of Sexual Medicine 8(10), S. 2822–2830, 2011

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