Orientierungshilfe für Blinde
Elektronische Straßenkarten und GPS sollen auch Blinden die Orientierung außerhalb von Gebäuden erleichtern. Auf der Fachmesse REHA 95 wurde der Prototyp des Systems MoBIC vorgestellt (im Bild an einer Puppe demonstriert; das Kürzel steht für "Mobilität für Blinde durch die Interaktion mit einem Computer"). Es wurde von der Universität Magdeburg, der Freien Universität Berlin, der Schwerter Firma F. H. Papenmeier, der British Telecom sowie verschiedenen englischen Forschungseinrichtungen im Rahmen einer EU-Initiative entwickelt und befindet sich zur Zeit in Berlin im Feldtest.
Der Blinde trägt das System in einem Rucksack und erhält Navigationshinweise über Ohrhörer. Die Elektronik berechnet aus dem GPS-Signal Längen- und Breitengrad der Position und vergleicht sie mit der elektronischen Karte. Durch Korrekturdaten, die über das Radio Data System oder Mobilfunk empfangen werden, läßt sich eine Genauigkeit von wenigen Metern erzielen. Das reicht aus, um Objekte innerhalb der Tastweite eines Langstocks zu unterscheiden. Allerdings müssen solche geographischen Details wie Bushaltestellen oder Eingänge zu öffentlichen Gebäuden auch in den Karten eingetragen sein.
Funktionell besteht MoBIC aus zwei Basiskomponenten: In den Wegplaner gibt der Blinde mittels einer Tastatur Start- und Zielpunkt ein; eine Sprachausgabe erklärt ihm vorab die Route. Der Wegbegleiter informiert ihn dann unterwegs über bestimmte Positionen und gibt Anweisungen wie "weiter Richtung 12 Uhr, 50 Meter Schützenstraße". Falls das Ziel nicht zu Fuß erreichbar ist, soll das öffentliche Verkehrsnetz mit eingebunden werden; dazu hat der Nutzer über das tragbare Telephon Zugriff auf entsprechende Datenbanken.
Anfang 1996 soll MoBIC auch in Birmingham unter realistischen Bedingungen getestet werden. Die Markteinführung ist für 1997 geplant.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1996, Seite 112
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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