Editorial: ‘Oumuamua? Oh, Mannomann!
Liebe Leserin, lieber Leser,
regelmäßigen Lesern unserer Zeitschrift ist er kein Unbekannter: ‘Oumuamua, ein merkwürdig geformter Himmelskörper, der im Jahr 2017 dabei ertappt wurde, wie er auf ungewöhnlicher Bahn durch das Sonnensystem raste. Er entpuppte sich als erster nachgewiesener Himmelskörper interstellaren Ursprungs, muss also von einem fremden Stern zu uns gekommen sein. Als gäbe dies den Astronomen nicht schon genügend Stoff zum Nachdenken, bereicherte jüngst eine Publikation aus der Feder US-amerikanischer Kollegen die Debatte: Sie spekulierten darüber, ob das mysteriöse Objekt nicht ein künstlich hergestelltes Lichtsegel sein könne. Das wiederum animierte Teile der Presse, Vermutungen über ein außerirdisches Raumschiff anzustellen. Der Medienhype nahm seinen Lauf.
Mein Kollege Andreas Müller, der seit dieser Ausgabe die Chefredaktion von »Sterne und Weltraum« verstärkt, ordnet in seinem Beitrag ab Seite 36 die bekannten Fakten zu ‘Oumuamua, diskutiert die offenen Fragen und bewertet die ins Kraut geschossenen Spekulationen. Ich möchte ergänzen: Egal, wie merkwürdig die Phänomene sind, denen wir im Universum begegnen: Außerirdische waren bisher noch nie eine vernünftige Erklärung dafür.
Und für den Fall, dass Ihnen in den nächsten Tagen ein Begriff wie »Super-Blutmond« in der Tageszeitung oder im Radio begegnen sollte: Was da am 21. Januar auf uns zukommt, ist eine ganz normale totale Mondfinsternis. Ihre einzige Besonderheit: An diesem Tag steht der verfinsterte Mond in Erdnähe. Das aber macht er jeden Monat einmal. Lassen Sie sich also bitte nicht beirren, wenn manche Zeitgenossen dieses Ereignis als besonders spektakulär anpreisen wollen. Eine totale Mondfinsternis ist in jedem Fall ein faszinierendes Naturschauspiel – man muss es nicht als »super« oder besonders »blutig« bezeichnen.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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