Interview: »Eine permanente Extremsituation«
Herr Frölicher, wir wollten ursprünglich über Hitzewellen im Ozean sprechen, aber Sie sagten mir, so genannte »compound events« seien viel spannender. Worum handelt es sich dabei?
Thomas Frölicher: Ich forsche schon eine Weile an Warmwasserextremen, also an marinen Hitzewellen. Unsere aktuellsten Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass diese marinen Hitzewellen meist nicht allein auftreten, sondern oft zusammen mit anderen Extremereignissen. Man spricht dann von kombinierten Extremereignissen, so genannten »compound events«. Das ist relativ neu.
Wie sind Sie darauf gestoßen, dass diese kombinierten Ereignisse wichtig sind?
Im Nordostpazifik ereignete sich zwischen 2013 und 2015 eine riesige Warmwasserblase – der »Blob«. Seine Auswirkungen waren verheerend, da er unter anderem schädliche Algenblüten und Massensterben von gewissen Tierarten verursachte. Die extrem hohe Wassertemperatur war durch Satellitenmessungen bekannt. Mit Hilfe eines hochaufgelösten Ozeanmodells haben wir untersucht, was während solch einer Warmwasserblase mit anderen Stressfaktoren passiert. Dabei stellten wir fest, dass die beobachteten Auswirkungen – darunter gestrandete tote Fische und Algenblüten – möglicher weise nicht nur eine Folge von warmem Wasser waren, sondern eine Konsequenz verschiedener Stressfaktoren. Und so haben wir unseren Fokus auf compound events gelegt.
Von welchen Stressfaktoren sprechen wir?
Einer der Faktoren, denen marine Organismen oft nicht gewachsen sind, ist die starke Erhöhung der Wassertemperatur. Die steigende Lufttemperatur auf Grund der menschengemachten Treibhausgasemissionen führt dazu, dass sich das Meer von oben nach unten erwärmt. Tatsächlich nimmt der Ozean etwa 90 Prozent der Wärme auf, die im Erdsystem durch den Anstieg der Treibhausgase gespeichert wird …
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