Spätantike: Woher kamen die Vorfahren der Bayern?
Trachtenjanker und Dirndl, Jodelgesang und Volkstanz – viele Bayern pflegen das Brauchtum. Als Vorfahren des traditionsbewussten Volks gelten die Bajuwaren, die im frühen Mittelalter in Altbayern (heute Ober- und Niederbayern sowie die Oberpfalz), Teilen Österreichs und Südtirols siedelten. Forscht man wiederum nach deren ethnischen Wurzeln, ergibt sich ein überraschend buntes Bild. Seltsam deformierte Frauenschädel aus Gräberfeldern des 5. Jahrhunderts nähren sogar den Verdacht, dass manche Vorfahrin den Hunnen angehörte (siehe »Gottes Geißel« – die Hunnen, S. 81). Paläogenetische Studien sollen Klarheit bringen.
Die Spur der Bajuwaren führt weit zurück in die Zeit der so genannten Völkerwanderung, in eine Phase der Umbrüche. Hunnische Reiterverbände haben 375 n. Chr. mit ihren Raubzügen gegen die Goten nördlich des Schwarzen Meeres eine Kettenreaktion ausgelöst. Allenthalben dringen nun »barbarische« Stämme auf der Suche nach einer neuen Heimat in das Imperium Romanum ein, Ende des 5. Jahrhunderts gehen Teile der Provinz Raetia zwischen Alpen, Donau, Lech und Inn verloren. Damit beginnt dort aus Sicht der modernen Forschung ein dunkles Zeitalter. Denn es gibt weder eine weltliche noch eine kirchliche Verwaltung und somit niemanden, der die Ereignisse dokumentiert. Licht bringen archäologische Grabungen und neuerdings auch Analysen alter Erbsubstanz sowie Isotopenmessungen.
Erst Venantius Fortunatus, Bischof im westfranzösischen Poitiers, erwähnt die Region in der Beschreibung einer Pilgerreise Mitte des 6. Jahrhunderts erneut. Seine Bewohner nennt er »baiuvarii« und beschreibt sie als Fremden gegenüber wenig freundliche Zeitgenossen: Man könne ihr Land nur bereisen, »se non baiovarius te obstat«, wenn einem keiner aus diesem Volk entgegentritt ...
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