Paläontologie: Durch vergangene Äonen
"Farishs Überschwang ließ mich vergessen, wie absurd es eigentlich war, sich so über die Entdeckung eines Zahnes zu freuen, der nicht viel größer war als ein Körnchen Sand (…) Der winzige Zahn stellt die Verbindung zwischen uns und einer längst vergangenen Welt dar." Mit solchen Worten beschreibt der amerikanische Paläontologe Neil Shubin, was er auf seiner ersten Expedition in die Arktis erlebte. 1986 reiste er mit drei weiteren Forschern in entlegene Winkel Grönlands, um nach fossilen Überresten von Organismen zu suchen, die evolutionär zwischen Reptilien und Säugern standen. Packend schildert Shubin die Enttäuschungen, Strapazen und euphorischen Momente des Unternehmens.
Doch dient ihm das nur als Einstieg, um einen ganz großen Wurf zu versuchen. Beginnend bei der Entstehung des Monds vor 4,5 Milliarden Jahren bis zum Aussehen der Welt vor 200 Millionen Jahren unternimmt er einen Streifzug durch vergangene Äonen. Dabei präsentiert er zahlreiche astronomische, geologische und paläontologische Fakten. Er erörtert die Entstehung organischer Moleküle, behandelt die Verschiebungen der Kontinente und die Veränderungen im atmosphärischen Sauerstoffgehalt; er erklärt, woher die "Der Fisch in uns" zeigte er vor einigen Jahren glänzend auf, dass in unseren Körpern überall noch der Bauplan der Fische erkennbar ist, aus denen wir evolutionär hervorgegangen sind.
Trotz der hohen Faktendichte überfordert "Das Universum in dir" seine Leser nicht. Shubin pflegt eine durchweg laienverständliche Sprache und einen erzählenden, eingängigen Stil. Auf Fachtermini verzichtet er weitestgehend. Leider ist das Werk nur mit kleinformatigen Schwarz-Weiß-Fotos bebildert, häufig aus der eigenen Sammlung des Autors. Farbige Abbildungen, größere Karten und gehaltvollere Infografiken hätten den Text besser unterstützt und auch intensiver das Gefühl vermittelt, an Shubins Zeitreise teilzuhaben. Trotzdem überzeugt das Werk als gelungene Mischung aus Sachbuch und Novelle.
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