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Entwicklung: Wie ich wurde, was ich bin

Frühe Erfahrungen und unsere genetische ­Grundausstattung formen unser Temperament. Die Basis für die ­individuelle Persönlichkeit wird schon vor der Geburt gelegt.
Ein Junge präsentiert stolz seine hellgrüne Fliege.

Im Ballsaal herrscht Hochstimmung. Die Musik hat soeben ihre Ziellautstärke erreicht, die Gäste stürmen die Tanzfläche. So auch eine Frau mit tief ausgeschnittenem Kleid, die sofort ausgelassen, ja beinahe ekstatisch tanzt. Mit geschlossenen Augen gibt sie sich dem Rhythmus hin und scheint keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie sie wirkt. Einer anderen jungen Frau gefällt die Musik ebenfalls, doch sie bleibt unauffällig am Rand stehen, wippt dezent mit dem Fuß und prüft hin und wieder, ob sie nicht beobachtet wird. Schon zuvor beim Essen offenbarten die beiden ihr unterschiedliches Wesen. Während die eine das Gespräch dominierte, beschäftigte sich die andere mit dem Tischschmuck oder unterhielt sich leise mit ihrem Sitznachbarn.

Warum sind Menschen so verschieden? Warum gibt es die Rampensau und das Mauerblümchen, den Fels in der Brandung und das Fähnlein im Wind? Das grund­legende Temperament eines Menschen zeichnet sich meist schon früh in der Kindheit ab. Manche Kinder sind schüchtern und verschlossen, andere wiederum treiben uns in den Wahnsinn mit ihrem Übermut und ihrem Bewegungsdrang.

Forscher wissen schon lange: Sowohl die Gene als auch die ersten Erfahrungen im Mutterleib und kurz nach der Geburt beeinflussen, wie ein Kind auf seine Umwelt reagiert. Doch wie formen diese Einflüsse das Gehirn, den Sitz unserer Persönlichkeit? Wie können frühe Stresserlebnisse auf Nervenzellen und Botenstoffe einwirken, und wie prägen sie uns bis ins späte Leben hinein?

Wann immer wir fühlen, denken oder handeln und auch dann, wenn wir uns einbilden, gerade nichts zu tun, sind im Gehirn zahlreiche Netzwerke von Nervenzellen tätig. All das, was in uns und um uns herum vorgeht, aktiviert Schaltkreise, die sich sowohl aus weit entfernten als auch aus benachbarten Neuronen zusammensetzen. Dabei übertragen jeweils die Synapsen die Informationen von einer Zelle zur nächsten ...

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  • Quellen

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Heinrichs, M. et al.: Oxytocin, Vasopressin, and Human Social Behavior. In: Frontiers in Neuroendocrinology 30, S. 548-557, 2009

Ma, Y. et al.: Oxytocin and Social Adaptation: Insights from Neuroimaging Studies of Healthy and Clinical Populations. In: Trends in Cognitive Sciences 20, S. 133-145, 2016

Neumann, I. D., Landgraf, R.: Balance of Brain Oxytocin and Vasopressin: Implications for Anxiety, Depression, and Social Behaviors. In: Trends in Neurosciences 35, S. 649-659, 2012

Oskis, A. et al.: Understanding Alexithymia in Female Adolescents: The Role of Attachment Style. In: Personality and Individual Differences 54, S. 97-102, 2013

Palma-Gudiel, H. et al.: Maternal Psychosocial Stress during Pregnancy Alters the Epigenetic Signature of the Glucocorticoid Receptor Gene Promoter in their Offspring: A Meta-Analysis. In: Epigenetics 10, S. 893-902, 2015

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Sroufe, L. A.: Attachment and Development: A Prospective, Longitudinal Study from Birth to Adulthood. In: Attachment & Human Development 7, S. 349-367, 2015

Strüber, N.: Die erste Bindung. Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen. Klett-Cotta, Stuttgart 2017

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