Personalauswahl: "Sympathieträger für den Weltraum"
Herr Professor Manzey, seit mehr als 50 Jahren befördern wir Menschen in den Weltraum. Warum wäre ein Flug zum Mars eine besondere Herausforderung für die Astronauten?
Eine Marsexpedition ist allein deshalb schon anspruchsvoll, weil sie viel länger dauert als alle bisherigen bemannten Missionen. Schon um zum Mars zu gelangen, braucht man etwa sechs Monate. Auf dem Planeten muss sich die Crew dann so lange aufhalten, bis die Planetenkonstellation günstig für einen Rückflug ist – das kann über ein Jahr dauern. Außerdem ist die Kommunikation mit der Erde sehr eingeschränkt. Der Mars ist so weit entfernt, dass die Besatzung, wenn sie eine Frage stellt, im äußersten Fall erst mit gut 40 Minuten Verzögerung eine Antwort erhält. Wir könnten die Mannschaft also nicht so unterstützen wie bei Missionen im erdnahen Weltraum.
Wenn eine kleine Gruppe von Personen so lange unter schwierigen Bedingungen zusammenlebt, birgt das doch sicher ein hohes Konfliktpotenzial, oder?
Der Mars-500-Versuch, bei dem 2010 sechs Freiwillige 520 Tage lang in einem Container bei Moskau eine Marsexpedition simulierten, zeigte, dass Menschen solche Extremsituation aushalten und auch miteinander auskommen. Bei einem Vorläuferprojekt aus dem Jahr 1999 kam es allerdings während der Neujahrsfeier nach ein paar Gläsern Champagner zu einer Schlägerei, und eine Teilnehmerin wurde gegen ihren Willen geküsst. Dieser Eklat wird oft als ein Beispiel für die besonderen Risiken bei Langzeitmissionen mit kleinen Crews angeführt. Aber Gewalt und Übergriffe gibt es auch auf der Erde. Ich würde darin bloß einen Beleg dafür sehen, dass die Probleme, die wir von zu Hause kennen, genauso in der Raumfahrt vorkommen können. Nur sind solche Zwischenfälle im Weltall weitaus folgenschwerer. Es gibt dort keine Möglichkeit, den Schauplatz zu verlassen. Daher ist es wichtig, das Risiko durch sorgfältiges Training und gute Auswahl der Besatzung zu minimieren ...
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