Ökologie: Chemischer Hilferuf der Blüten
Mit ihrem glatten, häufig leuchtend bunt gefärbten Körper entsprechen Krabbenspinnen kaum dem verbreiteten Klischee vom abstoßenden, düster behaarten Getier. An das Leben auf Blüten bestens angepasst, entgehen sie trotz ihrer Schönheit leicht dem Auge des Betrachters, liegen sie doch meist reglos und farblich gut getarnt auf der Lauer. Sie erbeuten anfliegende Insekten durch blitzschnelle Überraschungsangriffe – Krabbenspinnen bauen keine Fangnetze, auch wenn sie mit weltweit mehr als 2000 Arten eine der größten Familien der Webspinnen darstellen. An die namensgebenden Krabben erinnert ihr Jagdverhalten ebenso wie ihre ersten beiden, auffällig langen Beinpaare.
Da dem Appetit der Spinnen Blütenbestäuber zum Opfer fallen, galten sie bislang als ungebetene Gäste, die den Fortpflanzungserfolg der Pflanze mindern. Gelegentlich stehen jedoch auch Blätter oder Blüten fressende Insekten auf ihrem Speisezettel, was die Arbeitsgruppe um Florian Schiestl von der Universität Zürich zu einer Kosten-Nutzen-Rechnung veranlasste. Eine auf steinigen Wiesen und Geröllfeldern der Alpen weit verbreitete Pflanze, das Glattfrüchtige Brillenschötchen (Biscutella laevigata), erwies sich dafür als ideales Untersuchungsobjekt, da es nur in tiefen Regionen von der Krabbenspinne Thomisus onustus aufgesucht wird. In höheren Lagen, wo die Spinnenart nicht vorkommt, liefert die Natur dem Beobachter eine unbesiedelte Kontrollpopulation ...
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