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Essay: Philosophie: Philosophieren in der Krise

Die Unsicherheit ist groß, zumal in der Wirtschaftskrise. Naturwissenschaft häuft immer neue Entdeckungen an, auch die wollen interpretiert werden. Wer kann uns Wege durch schwierige Zeiten weisen? Wir fragten den Philosophen Carl Friedrich Gethmann.
© Johannes Wütscher, Heidelberg
Spektrum der Wissenschaft: Herr Professor Gethmann, wir leben in einer Zeit der Krise. Die Medien bombardieren uns mit Nachrichten von Firmenzusammenbrüchen, Skandalen, Amokläufen, drohenden Pandemien, widersprüchlichen Folgen des Klimawandels. Wir brauchen Orientierung. Was kann uns da die Philosophie bieten?

Prof. Carl Friedrich Gethmann: Der Mensch ist das Wesen, das immer in der Krise lebt. Friedrich Nietzsche nennt ihn "das nicht festgestellte Tier". Darum besteht unablässig Orientierungsbedarf. In der Regel gelingt es, das Krisenbewusstsein zu verdrängen. Die aktuelle Wirtschaftskrise findet derzeit vor allem in den Nachrichten statt, wird aber von den meisten kaum konkret am eigenen Leib erfahren. Die Leute ändern ihr Konsumverhalten nicht – eher wird sogar mehr konsumiert als vor ein, zwei Jahren. Jeder sagt: Ja, wir...

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