Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Spezial: Prämenstruelles Syndrom: Mythos PMS

Längst nicht alle Frauen sind in den "Tagen vor den Tagen" übellaunig und wechselhaft. Doch die Vorurteile, die sich um das "prämenstruelle Syndrom" ranken, machen den Betroffenen das Leben doppelt schwer.
PMS wird oft missverstanden

"Zickig", "hormongesteuert", "unzurechnungsfähig" – Frauen, die unter dem prämenstruellen Syndrom, kurz PMS, leiden, müssen sich ausgerechnet an den Tagen, an denen sie ohnehin schon schlecht drauf sind, ein besonders dickes Fell zulegen. Denn Mythen und Vorurteile über PMS kursieren nicht nur im Internet und in den Medien, sondern sitzen auch in den Köpfen der meisten Menschen.

Ihren Anfang nahm die unheilvolle Karriere des prämenstruellen Syndroms vermutlich um das Jahr 1981. Damals erhielten zwei Mörderinnen in Großbritannien mildere Haftstrafen, weil eine Ärztin ihnen zuvor PMS attestiert hatte. Das bis dahin eher unbekannte Syndrom rückte plötzlich ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Vom "Prämonster-Syndrom" war plötzlich zu lesen, das die betroffenen Frauen regelrecht "besessen" mache und vom ausgeglichenen Familienmenschen zur Furie werden lasse – oder im schlimmsten Fall eben in eine kaltblütige Killerin verwandle.

Auch heute glauben viele, die prämenstruelle Phase, also die fünf bis sieben Tage vor dem Einsetzen der Menstruation, seien unabdingbar mit Stimmungsschwankungen und Gereiztheit verknüpft. Frauen würde in dieser Zeit die Kontrolle über sich verlieren, so der gängige Mythos, und etwa aus heiterem Himmel in Tränen ausbrechen. Frauenzeitschriften geben Tipps, wie Betroffene trotz PMS "normal bleiben" können, und Smartphone-Apps bieten Hilfe für "verzweifelte Partner" an, indem sie an die prämenstruelle Phase der Partnerin erinnern – damit man(n) nicht von den plötzlichen Stimmungsschwankungen überrascht wird. Selbst der Politikerin Hillary Clinton wurde schon unterstellt, sie sei auf Grund von PMS und Hormonschwankungen nicht geeignet für die US-Präsidentschaftskandidatur. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wer lebt am Grund des Nordpols?

Die Tiefsee rund um den Nordpol ist einer der am wenigsten erforschten Orte der Erde. Begleiten Sie das Forschungsschiff »Polarstern« auf seiner Expedition und entdecken Sie Artenvielfalt und Auswirkungen des Eisrückgangs auf das Ökosystem. Das alles und noch viel mehr in »Spektrum - Die Woche«!

Gehirn&Geist – Die Macht der Hormone

Die Schwangerschaft ist nicht nur eine Zeit eines massiven hormonellen Wandels; Teile der Hirnrinde schrumpfen. Darunter leidet aber nicht etwa die geistige Leistungsfähigkeit – vielmehr stärkt es die Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch die Wechseljahre mit ihren Änderungen im Hormonhaushalt bringen mehr als ein Ende der fruchtbaren Jahre. Das Gehirn verändert sich ebenfalls in dieser Lebensphase. Daneben berichten wir über das komplexe Wechselspiel zwischen Kopf und Bauch, das zum Reizdarmsyndrom führt. Untersuchungen der Kognitionsforschung zeigen, dass das Gehirn zum Codieren von Gedanken und Erinnerungen den Orientierungssinn nutzt. In unserem Artikel über Hunde geht es um deren Geruchssinn und dessen Wechselwirkung mit ihren Emotionen und der Kognition. Dieses Thema ist bisher wenig erforscht. Ein weiterer Artikel erklärt, was Orte auszeichnet, an denen wir uns zu Hause fühlen.

Spektrum Kompakt – Antikes Rom - Aufstieg und Fall einer Weltmacht

Obwohl das römische Imperium vor Jahrhunderten unterging, finden sich bis heute immer neue Spuren, die von seinen Geschicken in der Alten Welt erzählen. Mythen, doch auch Grabstätten und Schriftstücke skizzieren das Dasein der Römer: wie sie wirtschafteten, reisten und auch Umweltschutz betrieben.

  • Quellen

Brush, A. L.:Attitudes, emotional and physical symptoms commonly associated with menstruation in 100 women. In: American Journal of Orthopsychiatry 8, S. 286-301, 1938

Chaturvedi, S. K. et al.:Premenstrual experiences: the four profiles and factorial patterns. In: Journal of Psychosomatic Obstetrics and Gynaecology 14, S. 223-235, 1993

Chrisler, J. C.:Leaks, Lumps, and Lines: Stigma and Women’s Bodies. In: Psychology of Women Quarterly 35, S. 202–214, 2011

Falkai, P. et al.:Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe, Göttingen 2015

Ussher, J. M.:The Ongoing Silencing of Women in Families: An Analysis and Rethinking of Premenstrual Syndrome and Therapy. In: Journal of Family Therapy 25, S. 388–405, 2003

Wittchen, H. U. et al.:Prevalence, incidence and stability of premenstrual dysphoric disorder in the community. In: Psychological Medicine 32, S. 119-132, 2002

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.