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Pro und Kontra: Menschenrechte für Menschenaffen?

Genetisch unterscheiden wir uns kaum von unseren nächsten tierischen Verwandten - sollten wir ihnen dann nicht auch die gleichen Rechte zugestehen?
junger Schimpanse
Eberhart Theuer | Eberhart Theuer, geboren 1972 in Wien, studierte Rechtswissenschaften und Philosophie unter anderem an den Universitäten Wien, Harvard und Berkeley. Seit 2009 beschäftigt er sich an der Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog am Institut für Philosophie der Universität Wien mit Menschenrechten, Tierrecht und Rechten für Menschenaffen.

Der Fall "Matthias Pan, genannt Hiasl" schrieb Rechtsgeschichte. Hiasl ist nämlich ein Affe! Den Nachnamen Pan entlieh der Wiener Jurist Eberhart Theuer dem wissenschaftlichen Artnamen des Gemeinen Schimpansen, Pan troglodytes. Theuer forderte für den in einem Tierschutzhaus lebenden Primaten durch mehrere Instanzen das Recht auf Leben, Freiheit, körperliche Unversehrtheit und Eigentum. 2010 wies der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte den Fall ab – aus formalen Gründen, wie es hieß.

Peter Kunzmann | Peter Kunzmann, geboren 1966 in Untereisenheim (Unterfranken), studierte katholische Theologie und Philosophie in Würzburg und ­habilitierte sich 1997 in Philosophie. Er leitet seit 2006 die Nachwuchsgruppe "Würde in der Gentechnologie" am Lehrstuhl für Angewandte Ethik der Universität Jena.
Menschenrechte für Menschenaffen? Ein Grundgesetz für Gorillas? In der Tat verlangen ­einige Juristen und Primatenforscher genau das. Biologisch gehört der Mensch, also die Art Homo sapiens, wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zur Gruppe der Menschenaffen. Etwa 99 Prozent unseres Erbguts teilen wir mit dem Schimpansen, der uns sozial und kognitiv verblüffend ähnelt. Dennoch erscheint die Forderung nach gleichen Rechten gewagt. GuG bat Eberhart Theuer sowie den Jenaer Ethiker Peter Kunzmann um eine Einschätzung ...

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  • Quellen und Literaturtipp

Literaturtipp

Jahn, A. (Hg.):Wie das Denken erwachte. Die Evolution des menschlichen Geistes. Schattauer, Stuttgart, Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2012
Die wichtigsten Artikel aus GuG über das Denken von Tier und Mensch


Quellen

Brosnan, S. F.:Justice- and Fairness-Related Behaviors in Nonhuman Primates. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 110, S. 10416-10423, 2013

Curnoe, D., Thorne A.:Number of Ancestral Human Species: A Molecular Perspective. In: HOMO - Journal of Comparative Human Biology 53, S. 201-224, 2003

Grehan, J. R., Schwartz, J. H.:Evolution of the Second Orangutan: Phylogeny and Biogeography of Hominid Origins. In: Journal of Biogeography 36, S. 1823-1844, 2009

Konrad, R., Geissmann, T.:Menschenrechte für Gibbons? Versuche mit Menschenaffen. In: Gibbon Journal 3, S. 16-22, 2007

Lengauer, E.: Tierethik. In: von Gosepath, S. et al. (Hg.): Handbuch der politischen Philosophie und Sozialphilosophie. Band 2. De Gruyter, Berlin 2008, S. 1334-1338

Lengauer, E., Theuer, E.: Tierrechte: Irrational, extrem und gefährlich? Säkular-analytische Topographie aktueller Diskurse. In: Riether, E., Weiss, M. N.: Tier - Mensch - Ethik. LIT Verlag, Berlin 2012, S. 73-104

Theuer, E.: Begründungsdiskurse von Menschenrechten und von Rechten für Menschenaffen. Human-Animal Studies Konferenz. Innsbruck, 6.-8.2.2014

Theuer, E., Lengauer, E.:Das Missing Link der Rechtsethikdebatte als Forschungsschwerpunkt der Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft: Der Rechtsstatus von Menschenaffen. Universität Wien, Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog 2012

Watson, E. E. et al.:Homo Genus: A Review of the Classification of Humans and the Great Apes. In: Tobias, P. V. et al (Hg.): Humanity from African Naissance to Coming Millennia: Colloquia in Human Biology and Palaeoanthropology. Firenze University Press 2001, S. 307-318

Wildman, D. E. et al.:Implications of Natural Selection in Shaping 99.4% Nonsynonymous DNA Identity between Humans and Chimpanzees: Enlarging Genus Homo. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 100, S. 7181-7188, 2003

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