Terrorprävention : Die Gesinnungs-Profiler
Hinter einem Fenster steht Stefan Schürmann breitbeinig im Halbschatten und blickt hinab auf ein verwaistes Basketballfeld. Zur Rechten ragt eine 17 Meter hohe Mauer in den Himmel; die übrigen Seiten sind von einem mehrstöckigen Gebäude eingegrenzt, dem Hochsicherheitsgefängnis Frankfurt I. Der 43-Jährige hat die Daumen in den Hosenbund eingehakt und nickt in Richtung des Innenhofs. »Wenn dort unten einer in der Ecke steht und meint, Imam spielen zu müssen, nehm ich ihn raus und verlege ihn in ein anderes Gebäude«, sagt er.
Nicht erst seit dem Fall Anis Amri gelten Gefängnisse als Orte, an denen Insassen unter dem Einfluss von Mithäftlingen zu Terroristen werden. Deswegen setzen einige Bundesländer zunehmend auf Spezialisten wie Stefan Schürmann. Als »Strukturbeobachter« (Hessen) oder »Extremismusbekämpfungsbeauftragte« (Bayern) sollen sie rechtzeitig erkennen, ob sich ein Insasse radikalisiert. Gewaltbereite Islamisten, Rechts- oder Linksextremisten: Sie alle gilt es im Blick zu behalten. Ende 2018 stufte das Bundeskriminalamt in Deutschland 760 Personen als »islamistische Gefährder« ein, als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit. Hessen ist eine der Hochburgen.
Das Land nimmt eine Vorreiterrolle ein, wenn es um Extremismusprävention geht. Fast in jedem hessischen Gefängnis arbeiten Strukturbeobachter in engem Austausch mit dem Justizministerium und den Sicherheitsbehörden. Gleichzeitig ist Frankfurt I eines der modernsten Gefängnisse des Landes. In der Untersuchungshaftanstalt warten Mörder, Rechtsextremisten, Salafisten, aber auch Kleinkriminelle auf ihren Prozess. Wer beschuldigt wird, eine schwere staatsgefährdende Straftat vorbereitet zu haben, steht von Anfang an unter besonderer Beobachtung …
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