Prognosen: Das Neuro-Orakel
Noras und Marlenes erster Schultag steht vor der Tür. Doch bevor die beiden Kindergartenfreundinnen ihr neues Leben als Abc-Schützen beginnen, steht erst einmal eine Routineuntersuchung im Kernspintomografen auf dem Programm. Ihre Hirnaktivität wird gemessen, während sie auf einem Bildschirm verschiedene Wörter präsentiert bekommen. Die Ergebnisse scheinen eindeutig. Noch bevor die Mädchen gelernt haben, die ersten geschriebenen Wörter zu entziffern, erlaubt der Hirnscan eine Prognose: Marlenes Lese- und Schreibfähigkeiten werden sich gut entwickeln, Nora aber wird mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Klassenkameraden beim Erlernen der Schriftsprache hinterherhinken. Noch vor der Einschulung steht daher für sie eine individuelle Fördermaßnahme an.
Die Geschichte ist natürlich Zukunftsmusik. Aber Forscher auf der ganzen Welt arbeiten daran, dass Szenarien wie dieses Realität werden könnten. Bislang haben Hirnscans – abgesehen von ihrem Einsatz bei medizinischen Diagnosen – relativ wenig mit unserem alltäglichen Leben zu tun. Neurowissenschaftler untersuchen anhand von Daten aus dem Tomografen beispielsweise, wie die Unterschiede zwischen Menschen allgemein mit der Struktur und der Funktion ihres Gehirns zusammenhängen. Doch einige Forscher wollen mehr: Sie glauben, dass es möglich ist, mit Hirnscans individuelle Prognosen über unsere künftigen Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu erstellen. Welche Jugendlichen werden eines Tages zu Drogen greifen? Wer wird einmal zu Heißhungerattacken neigen, und wer droht zu den Lernversagern von morgen zu werden? ...
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