EXOPLANETEN: Proxima b: unser unbekannter Nachbar
Nüchtern betrachtet ist »Proxima b« nur einer von inzwischen über 3400 bekannten Planeten bei fernen Sonnen. Und doch regt er unsere Fantasie an wie kein zweiter: Er ist der bei Weitem nächstgelegene Planet außerhalb unseres Sonnensystems. Sollte jemals eine interstellare Sonde zu einem anderen Stern geschickt werden, dürfte Proxima b ihr Ziel sein. Vorerst aber werden solche Ideen Sciencefiction bleiben. Unsere Raumsonden haben bislang nur einen Bruchteil der 4,2 Lichtjahre zurückgelegt, die uns vom Nachbarstern Proxima Centauri und seinem Planeten trennen. Mit der Geschwindigkeit der amerikanischen Sonde Voyager 1, gestartet im Jahr 1977, würde eine solche Reise rund 80 000 Jahre dauern. Astronomen werden also bei der Erforschung des Planeten weiter auf erdgebundene Observatorien setzen müssen.
Guillem Anglada-Escudé von der Queen Mary University in London und sein Team haben Proxima b mit dem 3,6-Meter-Spiegelteleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile entdeckt. Der Exoplanet umrundet den unscheinbaren Zwergstern Proxima Centauri, der im südlichen Sternbild Zentaur steht und von Europa aus nicht sichtbar ist. Dieser Stern besitzt nur ein Zehntel der Masse der Sonne und leuchtet mehr als 20 000-mal schwächer als sie. Deshalb ist er trotz seiner Nähe nur mit optischen Hilfsmitteln zu sehen. Sein Planet ist noch viel leuchtschwächer. Er steht von der Erde aus gesehen gerade einmal 37 Tausendstel Bogensekunden neben Proxima Centauri – eine Bogensekunde entspricht dabei jenem Winkel, unter dem eine Euromünze aus einer Entfernung von knapp fünf Kilometern erscheint.
Astronomen können den Planeten daher selbst mit dem ESO-Teleskop nicht direkt sehen. Das Entdeckerteam verwendete stattdessen einen der empfindlichsten Spektrografen, die derzeit für die Exoplanetensuche zur Verfügung stehen: den High Accuracy Radial velocity Planet Searcher (HARPS). Mit ihm maßen die Forscher winzigste Verschiebungen einzelner Absorptionslinien im Spektrum des Sternlichts von Proxima Centauri. Diese Linien entstehen, wenn das Licht die Atmosphäre des Sterns passiert. Sie sind eine Art Fingerabdruck der chemischen Elemente in dieser Atmosphäre. Bewegt sich der Stern auf einen Beobachter auf der Erde zu, verschieben sich diese Linien in Richtung des kurzwelligeren, blauen Teils des Spektrums. Entfernt er sich, rücken die Linien in den roten Spektralbereich. Die Forscher fanden heraus, dass die Linien periodisch alle 11,2 Tage abwechselnd in den blauen und in den roten Bereich wandern. ...
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