Hinter den Schlagzeilen: Die gefühlte Epidemie
Seit Jahren schallt es durch die Medien: Psychische Störungen sind auf dem Vormarsch! Manchmal ist gar von einer neuen Epidemie die Rede. Vor allem "Modekrankheiten" wie Burnout oder ADHS scheinen sich dramatisch auszubreiten. Schlagen der wachsende Stress und die Komplexität des modernen Lebens immer mehr Menschen aufs Gemüt? Oder haben psychische Erkrankungen in Wahrheit gar nicht zugenommen, sondern werden nur häufiger erkannt?
Die Fakten sprechen zunächst einmal für sich: Deutschlands Krankenkassen verzeichnen seit Mitte der 1990er Jahre immer mehr Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen seelischer Leiden unter ihren Mitgliedern – entgegen dem allgemeinen Trend zu sinkenden Fehlzeiten. Arbeitsausfälle auf Grund psychischer Störungen stiegen in Deutschland seit 2001 um gut 50 Prozent, die damit verbundenen Fehlzeiten sogar um mehr als 60 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam das Wissenschaftliche Institut der AOK 2013.
"In den letzten Jahren wird das Gesundheitssystem verstärkt wegen psychischer Störungen in Anspruch genommen«, sagt Frank Jacobi von der Psychologischen Hochschule Berlin (auch Autor in diesem Heft, siehe S. 68). "Und zwar nicht nur bei Spezialisten wie Psychiatern und Psychotherapeuten, sondern auch bei Hausärzten." Doch wuchs vielleicht nur die Zahl der dokumentierten Störungen – oder steckt eine echte Zunahme von psychischen Problemen in der Bevölkerung dahinter? ...
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