Essay: Das große Ganze
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens vermischen wir oft verschiedene Dinge miteinander. Mal verstehen wir die Frage normativ: Worauf kommt es im Leben besonders an? Welche Werte sind wichtig? Wie wird das Leben des Menschen wertvoll – oder ist es das unabhängig von unserem Handeln? Dann wieder lässt sich die Sinnfrage teleologisch auffassen: Was ist das übergeordnete Ziel, der Zweck unserer Existenz? Wohin gehen wir? Was kommt nach dem Tod? Dabei verwechseln wir zudem gerne die Frage nach dem Sinn unseres eigenen, individuellen Lebens mit der nach dem des Menschseins ganz allgemein.
Die Vieldeutigkeit der Wörtchens "Sinn" lässt sich gut an einem fremdsprachigen Beispiel erläutern. Wenn wir etwa wissen wollen, welchen Wortsinn der Ausdruck "mkasi" hat, fragen wir weder nach dem Wert noch nach dem Zweck dessen, was es bezeichnet, sondern einfach nach seiner Bedeutung, dem semantischen Sinn. Wir fragen, was das Wort heißt und wie es in der betreffenden Sprache benutzt wird.
Ist "mkasi" vielleicht ein Gegenstand oder eine abstrakte Idee? Kann man es essen, als Werkzeug benutzen oder eine Revolution damit anzetteln? Sobald wir herausfinden, dass "mkasi" in Kisuaheli "Schere" bedeutet, haben wir eine Antwort auf all diese Fragen.
Wenn wir ebenso nach dem Sinn des Lebens fragen, erkundigen wir uns nach etwas, was die oben genannten Fragen einschließt, aber noch tiefer geht: Es geht uns um die Bedingungen, unter denen wir existieren, und um unseren Platz in der Welt. Das ist die Sinnfrage, wie Philosophen sie verstehen.
Betrachten wir das, was es bedeutet, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, also einmal genauer ...
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