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Hinter den Schlagzeilen: "Psychologie allein wird Europa nicht retten"

EU-Kritiker hatten 2014 starken Aufwind. Wovon hängt es ab, ob wir uns als ­Europäer fühlen – und kann die Psychologie dazu beitragen, dass die Bürger enger zusammenrücken? Das unter­suchen die Sozialpsychologen Oliver Lauenstein und Gerhard Reese in einem Forschungsprojekt.
Eine zur Faust geballte blau bemalte Hand mit den 12 im Kreis angeordneten Europasternen zeigt den Daumen nach unten.

Herr Lauenstein, Herr Reese, bei der Europawahl 2014 erstarkten wie befürchtet europa­skeptische oder -feindliche Parteien. Warum fühlen sich offenbar so wenige EU-Bürger als Europäer?

Lauenstein: Wir wissen aus der Forschung: Je komplexer eine soziale Gruppe ist, umso schwerer fällt es Menschen, sich mit ihr zu identifi­zieren. Denn eine übergeordnete Identität muss ja alle darunterliegenden Kategorien abdecken. Sich etwa als "Deutscher" zu fühlen, sollte nicht nur West- und Ostdeutschen gleichermaßen offenstehen, sondern auch Bayern und Hessen, Ober- und Unterfranken, Nürnbergern und Fürthern …

Wäre es dann nicht von der nationalen Kategorie lediglich ein weiterer kleiner Schritt, sich gleich mit ganz Europa zu identifizieren?

Lauenstein: Bei einer europäischen Identität kommen neue Schwierigkeiten hinzu. Etwa sprachliche Barrieren, aber auch religiöse Traditionen. Einige Länder sind historisch stark katholisch geprägt, andere protestantisch, manche ­haben kein eindeutiges Erbe. Davon abgesehen ist diese Identität nicht sehr alltagsrelevant: Die meisten von uns überlegen nicht ständig, was bedeutet dieses oder jenes für mich als EU-Bürger? Natürlich empfinden trotzdem viele Menschen ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu Europa. Allerdings zeigen Studien, dass die Identifikation in den letzten Jahren etwas abgenommen hat. Eine gewisse Krise scheint also da zu sein ...

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  • Quelle

Reese, G., Lauenstein, O.: The Eurozone Crisis: ­Psychological Mechanisms Undermining and Sup­porting European Solidarity. In: Social Sciences 3, S. 160– 171, 2014

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