KurzIntervention: Auf die sanfte Art
Manchmal verschwinden wichtige Erkenntnisse in den Archiven der Fachliteratur, statt in die Praxis umgesetzt zu werden. Zwar ist Erica Slotter und Laura Luchies absolut klar, dass sie ihre Kurzintervention mit einer Smartphone-App unters Volk bringen sollten, weil sie womöglich hunderttausenden Menschen helfen könnte. Doch angepackt haben die US-amerikanischen Psychologinnen das Projekt auch Jahre später nicht. Dabei wurden die Ergebnisse ihrer Studie schon 2013 veröffentlicht – und gingen damals viral durch die Medien. Die Forscherinnen und ihre Kollegen tönten damals: »Nur 21 Minuten ›Therapie‹, und schon schätzen Sie Ihre Partnerschaft wieder.«
Sie hatten 120 Ehepaare, die durchschnittlich elf Jahre lang verheiratet waren, über zwei Jahre hinweg immer wieder befragt, wie zufrieden diese mit ihrer Beziehung waren und welche Streitpunkte es gab. Nach einem Jahr kam die eine Hälfte der Paare in den Genuss der Intervention. Und die gestaltete sich scheinbar simpel: Alle vier Monate schrieb jeder Partner sieben Minuten lang auf, was er über den aktuell wichtigsten Streitpunkt in seiner Beziehung dachte – und zwar aus der Sicht eines fiktiven Dritten, der für beide nur das Beste will.
Im ersten Jahr der Untersuchung nahm die durchschnittliche Qualität der Beziehungen sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe ab. Das ist nicht überraschend, denn viele Befunde weisen darauf hin, dass die Zufriedenheit in einer Partnerschaft im Schnitt mit der Zeit sinkt. Im zweiten Jahr allerdings zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Paare, die zum Perspektivenwechsel aufgefordert wurden, gaben an, wieder glücklicher mit ihrem Partner zu sein. Sie berichteten zum Beispiel, dass ihnen Sex wieder mehr Freude bereite. »Die Maßnahme kann eine negative Abwärtsspirale in langjährigen Beziehungen stoppen«, betonen Slotter und Luchies in einem Buch über solche »weisen Interventionen« …
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