Selbsterfahrung: Kenne dich selbst!
Jana, Psychologiestudentin im dritten Semester, meldet sich in der Einführungsvorlesung in klinischer Psychologie zu Wort: »Ich glaube, dass viele Psychotherapeuten eigentlich selbst Probleme haben und nur irgendwas über sich selbst herausfinden wollen. Sollte man nicht mit sich selbst erst mal im Reinen sein, bevor man anderen helfen kann?« Daraufhin wendet eine Kommilitonin ein: »Ein Psychotherapeut wird für mich erst dann glaubhaft, wenn er selbst eine größere Schwierigkeit in seinem Leben gemeistert hat. Sonst ist es ja nur Buchwissen.«
Welche Motivation treibt Menschen eigentlich an, sich mit den Untiefen der menschlichen Psyche auseinanderzusetzen? Dazu gehört auch die Frage, ob eigene Wunden und Narben ein Hindernis oder vielmehr eine Voraussetzung für die Arbeit mit seelischen Erkrankungen sind. Die Idee ist jahrtausendealt und findet sich bereits in der griechischen Mythologie. So verlieh eine Verletzung dem Zentauren Chiron große medizinische Fähigkeiten, sich selbst konnte er jedoch nicht heilen.
Was kann man von Berufstätigen halten, die in dem Gebiet, in dem sie für sich eine Expertise beanspruchen, von eigenen Schwierigkeiten geplagt sind? Würden wir einen Fliesenleger anheuern, der an seinem Badezimmer scheitert? ...
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