Angststörungen: Zu viel Gespür für Gefahr
"Im erwachsenen Gehirn sind die Nervenbahnen starr und unveränderlich. Alles kann sterben, aber nichts kann regenerieren." Davon war Santiago Ramón y Cajal (1852-1934) felsenfest überzeugt. Jahrzehnte akribischer Studien zur mikroskopischen Architektur von Nervenzellen und ihren Verbindungen hatten den spanischen Mediziner und Nobelpreisträger zu diesem zentralen Dogma der damaligen Neurowissenschaften geführt.
So verwundert es nicht, dass noch in den 1960er Jahren die meisten Forscher die Befunde des amerikanischen Neurobiologen Joseph Altman ignorierten: Er hatte in Gehirnen ausgewachsener Meerschweinchen die Entstehung neuer Nervenzellen beobachtet. Eine solche Neurogenese erschien Altmans Zeitgenossen wenig plausibel, dürfte doch ein Zuwachs von Neuronen in einem bereits voll entwickelten Gehirn nur Chaos erzeugen. Der wahllose Einbau unreifer Zellen in neuronale Netzwerke, so die Überlegung, würde deren Speicherleistung und damit unsere Gedächtnisleistung beeinträchtigen.
Doch experimentelle Daten schlagen jede Theorie. In den 1990er Jahren mehrten sich Belege, die Altmans Beobachtungen bestätigten. Bei ausgewachsenen Nagetieren, Affen und sogar Menschen entdeckten Forscher, dass in zwei Hirnregionen lebenslang neue Nervenzellen heranwachsen: Eine davon ist wichtig für den Riechsinn, die andere, der Hippocampus, fürs Gedächtnis.
Aber was tun diese Hirnzellen genau? Während die Rolle frisch entstehender Neurone im Riechhirn noch weit gehend unklar ist, gab der Hippocampus bereits einige Geheimnisse preis. Wie die Arbeiten unserer und anderer Forschungsgruppen nahelegen, sorgen die frischen Zellen dafür, dass jüngere Erinnerungen sich nicht mit älteren vermischen ...
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