Editorial: Rätselhafte Materie hie und da
Liebe Leserin, lieber Leser,
die ferne Kollision zweier Neutronensterne löste nicht nur Gravitationswellen aus, sondern entfachte ein wahres elektromagnetisches Feuerwerk, das im August 2017 beobachtet wurde. Aus diesem verheerenden Ereignis mit der Bezeichnung GW170817 entsprang als Überrest vermutlich ein Schwarzes Loch. Außerdem entstanden dabei schwere chemische Elemente wie Gold und Blei. Solche Unfälle von Neutronensternen sind von großer Bedeutung für die Forschung.
Denn den Astronomen ist es nach wie vor schleierhaft, was genau im Inneren von Neutronensternen steckt. Klar, zum größten Teil sind es Neutronen, die den kompakten Überresten massereicher Sterne den Namen gaben. Aber was passiert mit den Neutronen bei noch höheren Dichten? Lösen sie sich in einzelne Quarks auf? Oder wandeln sie sich sogar in etwas noch Exotischeres, in seltsame Materie, um? Astrophysiker sind diesen Mysterien auf der Spur und erhoffen sich eine Lösung vor allem von den nun messbaren Gravitationswellen. Ab Seite 26 erfahren Sie mehr über die dichtesten Materieformen in Neutronensternen.
Auch die Kosmologen ringen um ein Verständnis von Materie, allerdings ist sie in ihrer Disziplin dunkel. Das gilt auch für die Dunkle Energie, die durch ihre antigravitative Wirkung das Universum beschleunigt expandieren lässt. Doch ein neuer Hoffnungsträger taucht auf, denn die Röntgenastronomen schickten nun den Satelliten eROSITA ins Rennen, um den dunklen Kosmos zu enträtseln. Von Start und Ziel der Mission berichten wir ab Seite 38.
In den Kurzberichten in diesem Heft dreht sich auch einiges um Neutronensterne und Kosmologie. Aktuell entbrennt ein neuer Streit um die Hubble-Konstante, und wir müssen uns erneut fragen, wie schnell das Universum gerade expandiert.
Zur Klärung all dieser Rätsel benötigt die Astronomie Nachwuchs – vor allem mehr Frauen. Wie wendungsreich die Wege in der Wissenschaft sein können, belegt das Interview mit der diesjährigen Roelin-Preisträgerin Sibylle Anderl ab Seite 34.
Husch ins Heft! Ihr
Andreas Müller
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