Hirnforschung: Abschied vom Durchschnittshirn
Der Fall sorgte Anfang der 1980er Jahre für Aufsehen: Der junge Mann hatte hervorragende Noten in Mathematik, einen IQ von 126 und wirkte sonst vollkommen unauffällig. Doch ein MRT-Scan, dem sich der Student unterzogen hatte, offenbarte in seiner Hirnrinde lediglich eine dünne Schicht von Nervenzellen von vielleicht einem Millimeter Dicke. Rund 95 Prozent seines Schädelraums waren dagegen mit Flüssigkeit gefüllt, als Folge eines »Hydrozephalus«. Dieses pathologische Beispiel mag extrem sein. Aber es lässt erahnen: Menschliche Gehirne können ungewöhnlich aussehen, ohne dass man ihren Besitzern dies unbedingt anmerkt.
Wären Menschen Mäuse, hätten es Neurowissenschaftler einfacher. Das Nagerhirn hält sich in seinem Aufbau und der Anordnung der Nervenzellen vergleichsweise eng an einen Standard. Bei der Spezies Homo sapiens geht es nicht so vorhersehbar zu, selbst bei Vertretern, die völlig gesund sind. »Menschen können sehr unterschiedliche Gehirne haben«, bestätigt die Hirnforscherin Katrin Amunts vom Forschungszentrum Jülich. »Und anders als früher nehmen wir diese individuellen Abweichungen inzwischen auch als Forschungsthema ernst«...
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