Ethik: Recht und Unrecht beim Kinderwunsch
Manche Paare müssen befürchten, dass ein von ihnen gezeugtes Kind unter einem schwer wiegenden genetischen Defekt leiden wird. Um ihnen aus dem dadurch ausgelösten Dilemma zu helfen, hat die Medizin ein Verfahren erfunden, dessen Name "Präimplantationsdiagnostik" (PID) so monströs ist wie die darüber bisweilen fundamentalistisch geführte öffentliche und juristische Debatte. PID ist eine Methode, um nach der künstlichen Befruchtung mehrerer Eizellen solche für die Implantation auszuwählen, die den Defekt nicht in sich tragen.
Dass dies Elternpaaren in ihrem Konflikt helfen kann, ist hinlänglich bewiesen. Deutschland gestattet diese Vorinspektion jedoch bislang nur mit Einschränkungen. Dass in Europa zehn Länder, darunter so katholische wie Spanien und Irland, damit offenbar weniger Probleme haben, hat die Debatte hier zu Lande wenig beeinflusst. Der Berliner Reproduktionsmediziner Matthias Bloechle ist nun jener Arzt, der es nicht hinnehmen wollte, dass eine Methode, die seinen Patientinnen helfen würde, in Deutschland gesetzlich nicht zugelassen ist. "Erblich bedingte Erkrankungen und Todesfälle müssen nicht wiederholt klaglos erduldet werden." Also zeigte er sich in einem spektakulären Akt selbst an, um die rechtlichen Fragen von den Gerichten klären zu lassen. Vier Jahre später, 2010, erhielt er vom Bundesgerichtshof die Bestätigung, dass die PID vereinbar mit dem deutschen Gesetz zum Embryonenschutz sei. In der Folge wurde 2011 ein neues Gesetz erlassen, das ihre Grenzen sowie rechtliche Fragen detailliert regelt. Dennoch ist "die gesellschaftliche Auseinandersetzung nicht beendet" – Grund genug für Bloechle, in diesem Buch nochmals nachdrücklich und sehr persönlich sein Anliegen vorzubringen, das natürlich die ganze Gesellschaft angeht. In drei Teilen – Medizin, Justiz, Politik – handelt er die wesentlichen Seiten des Themas ab. Dazwischen schiebt er immer wieder echte Fallgeschichten aus der eigenen Praxis ein...
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