Medizin: Rheuma nur mit Lasche
Zu den mehr als hundert rheumatischen Leiden zählen auch Autoimmunkrankheiten wie der Lupus erythematodes und die rheumatoide Arthritis. Der Lupus führt zu Abwehrreaktionen gegen Haut, Blutgefäße, Nieren und Gelenke, während die Arthritis Gelenksteifigkeit und sogar Gelenkverformung hervorrufen kann. Als Hauptschuldiger steht seit langem das Protein Tall-1 im Verdacht. Es soll die B-Zellen des Immunsystems so stark stimulieren, dass sie übermäßig viel Antikörper bilden und ausschütten. So entwickeln genetisch veränderte Mäuse, die zu viel Tall-1 produzieren, Lupus-ähnliche Krankheitssymptome. Forscher vom National Jewish Medical and Research Center in Denver haben nun herausgefunden, dass eine Art Lasche am Tall-1-Molekül für die krankhafte Wirkung verantwortlich ist. Erst sie bewirkt, dass sich bis zu sechzig Tall-1-Proteine zu einem großen Molekülball vereinigen, der das Immunsystem durcheinander bringt. Ohne Lasche kommt es nicht zur Aggregatbildung und auch nicht zur übermäßigen Anregung der B-Zellen. Diese Molekülregion könnte daher ein gutes Ziel für die Entwicklung von Medikamenten gegen Lupus und Arthritis abgeben. (Cell, Bd. 108, S. 383)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2002, Seite 47
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