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Riechen: Nasentier Mensch

Der menschliche Geruchssinn gilt vielen als unterentwickelt. Zu Unrecht!
Eine junge Frau riecht an gelben Blumen.

Den Passanten auf dem Universitätscampus in Berkeley, Kalifornien, bot sich an einem Tag des Jahres 2005 ein sehr merkwürdiges Bild: Eine Studentin saß mit Knie- und Ellbogenschützern sowie Handschuhen bekleidet im Gras. Auf dem Kopf trug sie überdimensionierte Kopfhörer, und ihre Augen waren hinter einer Skibrille verborgen, deren Glas mit einem Stoff bezogen war.

Noch ungewöhnlicher als ihr Outfit war jedoch, was nun folgte: Die junge Frau senkte ihren Kopf und schnüffelte an der Grasnarbe. Sie kroch ein kurzes Stück vorwärts, witterte abermals und korrigierte ihre Richtung. Schnüffeln, kriechen, schnüffeln, kriechen – Meter für Meter ging es so voran, immer geradeaus. Nach ein paar Minuten zögerte sie plötzlich. Sie ließ ihren Kopf von der einen Seite zur anderen pendeln und bog schließlich scharf nach rechts ab.

Die Performance war Teil einer Studie, die der Neurobiologe Noam Sobel zusammen mit seinem Kollegen Jess Porter ersonnen hatte. Die beiden wollten herausfinden, ob Menschen einer Geruchsspur folgen können. Im Gras hatten sie dazu eine dünne Schnur versteckt, die sie zuvor in Schokoladenkonzentrat gebadet hatten. Die 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten ihre Umgebung weder sehen noch erfühlen. Auch Geräusche waren weitgehend ausgeblendet. Der einzige Sinn, auf den sie sich verlassen konnten, war ihre Nase ...

© Paolo Tagliaferri
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  • Quellen

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