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Meeresbiologie: Riffe aus Bakterien



Mächtige Riffe aus Methan fressenden Mikroorganismen hat ein Forscherteam um Walter Michaelis von der Universität Hamburg mit dem Tauchboot "Jago" in den Küstengewässern des Schwarzen Meeres entdeckt. Sie schließen eine wichtige Lücke in der Erklärung des Lebens auf der frühen Erde, als es noch keinen freien Sauerstoff in der Atmosphäre gab. Damals spielte Methan, das bei der Zersetzung von Biomasse in großen Mengen frei wurde, eine wichtige Rolle als Nährstoff und Energieträger. Doch wie ließ es sich ohne Möglichkeit der "Verbrennung" (Oxidation) mit Sauerstoff verwerten? Die Bauherren der Riffe im sauerstofflosen, aber methanreichen Schwarzen Meer liefern nun die Antwort. Es sind Vergesellschaftungen von Bakterien und urtümlichen Archaea, die gemeinsam das Methan mit Sulfat aus dem Meerwasser zu Kohlendioxid oxidieren. Letzteres bildet teilweise Carbonat, das in Form von Kalk ausfällt und so den bis zu vier Meter hohen turmartigen Riff-Strukturen ihre Stabilität verleiht. Eine ähnliche Symbiose Methan fressender Bakterien und Archaea war schon vor zwei Jahren auf der Oberfläche von Methanhydrat-Lagerstätten in der Tiefsee gefunden worden. (Science, 9.8.2002, S. 1013)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2002, Seite 42
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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