Titelthema: Künstliches Bewusstsein: Roboter mit Ego
Wer bin ich? Worin besteht mein inneres Selbst, die Essenz meines Wesens? Der Philosoph René Descartes (1596 – 1650) erhob mit seinem berühmten Diktum "cogito, ergo sum" ("Ich denke, also bin ich") die Existenz des denkenden Ich zur Grundlage jeglichen Wissens über die Welt. Schon David Hume (1711 – 1776) bezweifelte allerdings die Existenz eines zeitlosen Ich. Vielmehr sah er das Wesen des Menschen geprägt durch den stetig wechselnden Strom von Erfahrungen. Auch nach buddhistischer Lehre ist die Vorstellung eines unveränderlichen Selbst eine Illusion.
Dieser Ansicht stimmt heute eine wachsende Zahl von Philosophen und Psychologen zu. Demnach bilden wir uns nur ein, lebenslang ein- und dieselbe Person mit unveränderlichem Wesenskern zu bleiben. Unser Selbstbild ist ein Konstrukt unseres Gehirns, das uns lediglich vorspiegelt, das eigene Ich sei eine feste, unwandelbare Größe.
Doch auch wenn die Ich-Erfahrung insgesamt trügerisch ist, sind Komponenten davon real und der wissenschaftlichen Analyse zugänglich. Wie unterscheide ich zum Beispiel zwischen mir und den anderen? Warum erfahre ich die Welt von einem bestimmten Blickpunkt aus, der typischerweise irgendwo mitten in meinem Kopf liegt? Wie erinnere ich mich an mein früheres Ich und stelle mir mein künftiges vor? Und wie schaffe ich es, die Welt aus der Perspektive eines anderen Menschen zu sehen? Untersuchungen mit Computermodellen beginnen allmählich, Antworten auf solche Fragen zu liefern, und diese Antworten gewähren zugleich tiefere Einblicke in das Rätsel, wie unser Bewusstsein zu Stande kommt. ...
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