Biologie: Schafe schütteln für Senioren
Knochenschwund wird im All und im Alter zum Problem. Eine mögliche Vorbeugungsmaßnahme haben Clinton Rubin und Kollegen an der Staats-Universität von New York nun bei einem ausgefallenen Experiment entdeckt: Sie schüttelten Schafe, um herauszufinden, ob sanfte Vibrationen die Knochen kräftigen. Dazu stellten sie die Tiere ein Jahr lang an fünf Tagen in der Woche jeweils für 20 Minuten auf eine mit hoher Frequenz vibrierende Plattform. Anschließend untersuchten sie die Oberschenkelknochen per Computer-Tomographie. Ergebnis: Das schwammartige Stützgewebe im Knochen-Inneren war bei den geschüttelten Schafen um 32 Prozent dichter als bei einer Kontrollgruppe, die während des Versuchszeitraums nur brav auf der Weide stand. Dass sich der Knochenbau mechanischen Belastungen anpasst, war bekannt. Bisher glaubte man jedoch, die einwirkenden Kräfte müssten vier- bis sechshundertmal stärker sein, wie etwa beim Rennen oder Tragen von Lasten. Dass Knochen auch auf leichte Stimulation reagieren, könnte neue Therapien für Osteoporose-Patienten eröffnen. Einmal rütteln täglich ist einer älteren Dame – der Hauptrisikogruppe für den Knochenschwund – schließlich eher zuzumuten als Dauerlauf oder Gewichtheben. (Nature, Bd. 412, S. 603)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2001, Seite 25
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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