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Chronobiologie: Warum Senioren schlecht schlafen

Ältere Menschen kommen nachts oft nicht zur Ruhe. Ihr Schlaf ist kürzer und stärker unterbrochen als in jungen Jahren. Das gehört zwar zum natürlichen Alterungsprozess, völlig hilflos ausgeliefert ist man dem aber nicht.
Älterer Mann sitzt auf Bett und reibt sich die Augen

Peter Gierhake* ist die Müdigkeit anzumerken. Der 80-Jährige ist gerade von einem Kurztrip nach Holland zurückgekehrt. Bis auf die Nächte hat ihm die Reise gut gefallen. Doch die waren eher unruhig: Die Matratze war zu hart, die Bettdecke zu warm. Trotz des anstrengenden Programms wälzte er sich jede Nacht lange im Bett hin und her, bevor ihm endlich die Augen zufielen.

Auch zu Hause hat Gierhake seit einiger Zeit Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Sein Arzt verschrieb ihm daher ein Melatonin-Spray. Das Hormon signalisiert dem Körper, dass es Zeit für die Nachtruhe ist. »Damit geht es besser«, sagt Gierhake. »Dennoch schlafe ich nur sehr selten durch.« Ein Einzelfall ist er damit nicht. Ein Team um Desana Kocevska vom Netherlands Institute for Neuroscience in Amsterdam hat 2021 die Daten aus 36 Schlafstudien mit mehr als 200 000 Teilnehmenden aus den Niederlanden ausgewertet. Demnach klagten 15 Prozent der über 65-Jährigen über Einschlafprobleme. Ungefähr 20 Prozent gaben an, regelmäßig nachts aufzuwachen und danach schlecht wieder in den Schlaf zu finden. Bei den 26- bis 40-Jährigen lagen diese Werte nur halb so hoch.

Dass sich der Schlaf im Lauf des Lebens verändert, ist grundsätzlich normal. Während Neugeborene im Schnitt mehr als 16 Stunden pro Tag im Land der Träume verbringen, sind es im Kindergartenalter zwölf Stunden. Teenager liegen acht bis zehn Stunden in den Federn, bis 40 sinkt diese Zeit auf sieben bis acht Stunden. Danach reduziert sich die Schlafdauer je nach Studie um fünf bis zehn Minuten pro Lebensjahrzehnt. Das nächtliche Ruhebedürfnis scheint also allmählich abzunehmen, und zwar selbst bei Menschen, die körperlich und psychisch topfit sind. Das konnten die Schlafmediziner Elizabeth Klerman und Derk-Jan Dijk 2008 in einer Studie an der Harvard Medical School zeigen. »Wir wollten herausfinden, wie lange Menschen unterschiedlichen Alters maximal schlafen können«, erklärt Dijk, der heute das Zentrum für Schlafforschung an der University of Surrey leitet.

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  • Quellen

Didikoglu, A. et al.: Longitudinal sleep efficiency in the elderly and its association with health. Journal of Sleep Research 29, 2020

Li, S.-B. et al.: Hyperexcitable arousal circuits drive sleep instability during aging. Science 375, 2022

Muehlroth, B. E., Werkle-Bergner, M.: Understanding the interplay of sleep and aging: Methodological challenges. Psychophysiology 57, 2020

Nakamura, T. J. et al.: The suprachiasmatic nucleus: Age-related decline in biological rhythms. The Journal of Physiological Sciences 66, 2016

Netzer, N. et al.: Schlaf beim alten Menschen. Somnologie 22, 2018

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