Schulreform: Schlechtes Zeugnis für die Ehrenrunde
Auch in diesem Jahr werden einige Schüler mit einem mulmigen Gefühl in die Sommerferien starten: Hat es in Mathe oder Englisch doch nicht mehr zu einer Vier gereicht? Muss ich ab dem Herbst das letzte Schuljahr wiederholen? Solche Fragen könnten sich jedoch bald erübrigen, denn nicht mehr alle Bundesländer pochen bei schlechten Leistungen auf eine "Ehrenrunde": In Hamburg und Berlin ist sie bereits weit gehend Vergangenheit, nun wollen auch Niedersachsen und Rheinland-Pfalz nachziehen und das Sitzenbleiben abschaffen.
In Gesellschaft und Politik ist eine hitzige Debatte über den Sinn und Unsinn von Schuljahreswiederholungen entbrannt. Hilft ein zusätzliches Jahr wirklich, die Leistungsrückstände aufzuholen? Oder sollte man schwache Schüler doch besser weiterversetzen?
Psychologen und Bildungsforscher äußern schon lange Zweifel an der pädagogischen Wirksamkeit dieser alten Strategie. So konnten verschiedene Studien national wie international in den vergangenen Jahren zeigen, dass schlechtere Schüler ihre Leistungen in einzelnen Fächern nicht automatisch durch das Wiederholen eines Schuljahrs verbessern. Bereits 2006 untersuchte ein Team um den Psychologen Matthew Burns von der University of Minnesota die Lesefortschritte US-amerikanischer Schüler von der ersten bis zur achten Klasse. Schüler, die zwischendurch eine Ehrenrunde absolvierten, entwickelten dennoch keine besseren Lesefähigkeiten, weder im Vergleich zum Vorjahr noch zu anderen Jugendlichen, die trotz ähnlich schlechter Leistungen versetzt worden waren ...
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