Pädagogik: Sportstunde? Ohne mich!
Amelie sitzt auf der Bank und schaut den anderen am Schwebebalken zu. Sie habe ihre Tage und Bauchweh. Marija macht schon seit drei Wochen nicht mit, wegen einer Entzündung am Zehennagel. Und Nele fehlt ganz, »Mittwochskopfweh« nennen es die Mitschülerinnen. Bei den Jungs (Klasse 7) im Schwimmunterricht bietet sich ein ähnliches Bild. Max ist schlecht, Lukas erklärt, man habe ihm seine Badesachen geklaut. Was Lehrkräfte längst ahnen, belegen zahlreiche Beiträge in Internetforen: Oft schieben Kinder und Jugendliche solche Begründungen nur vor. Manche fühlen sich in der Sportstunde offenbar so unwohl, dass sie schon Tage zuvor darüber nachdenken, wie sie das nächste Mal darum herumkommen.
Es ist schwer zu sagen, wie verbreitet das Phänomen der Schulsportverweigerung ist. In einschlägigen Fachzeitschriften ist es zwar immer wieder einmal Thema, repräsentative Studien fehlen aber. Mädchen neigen vermutlich eher dazu als Jungen, und das Verhalten verstärkt sich in der Pubertät, mit einem deutlichen Peak in der Mittelstufe. Auch scheint der Sportstundenboykott an Haupt- und Berufsschulen augenfälliger zu sein als an Gymnasien. Sportlehrerinnen und -lehrer reagieren auf »passive Schüler« sehr unterschiedlich, wie Einzelinterviews zeigen. Die einen haken nach, wenn ihnen die Begründung für das Aussetzen fadenscheinig erscheint. Andere akzeptieren eine Weigerung kommentarlos, man könne und wolle schließlich niemanden zwingen. Nur vereinzelt geben Lehrkräfte zu, dass sie einfach genervt sind von bockigen Kindern, die sich gegen ihren Unterricht sperren …
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