Winters' Nachschlag: Schwarze Schafe leben länger
Wie man Steuersünder nicht dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern.
"Alles ganz legal", zwinkerte mir Halfenberg zu und ließ den Motor seines Ford Mustang aufheulen. Aus seinem Mund wirkte dieser Satz so vertrauenerweckend wie eine griechische Staatsanleihe. "Ganz legal" hatte er seinen Spritfresser mit Hilfe einer selbst gestanzten Fahrgestellnummer zum steuerbegünstigten Oldtimer umgewandelt und danach eine staatlich geförderte "Gasanlage" eingebaut, deren Umweltfreundlichkeit ein mit Halfenberg eng befreundeter Sachverständiger namens "Mücke" bestätigt hatte.
Ich mochte Halfenberg wirklich gern, aber wenn ich darüber nachdachte, womit er diese Angeberkarre bezahlt hatte, stieg mein Blutdruck sprunghaft an: Mein Kumpel führte seit Jahren einen der florierendsten Handyzubehörshops Kölns, hatte jedoch noch nie einen einzigen Euro Steuern bezahlt.
Zunächst schluckte ich meinen Ärger hinunter und versuchte es mit rationalen Argumenten. "Wenn wir zwei in Urlaub fahren und ich greife heimlich in unsere gemeinsame Reisekasse, was machst du dann?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen, während Halfenberg über eine rote Ampel bretterte. "Na, was schon!", rief er fröhlich. "Ich versenke dich mit Betonschuhen im Meer, falls wir an den Strand fahren. Ansonsten lasse ich dich mit Betonschuhen die Piste runterrutschen!" Seine gute Laune heizte meinen Ärger zusätzlich an. "Aber genau dasselbe machst du! Nur dass die Urlaubskasse eine Steuerkasse ist und uns allen gehört!" Doch Halfenberg hörte mich nicht – er hatte sich aus dem Seitenfenster gehängt, um die Sommergarderobe einer jungen Dame zu kommentieren, und ließ dabei seine Mehrklanghupe erschallen.
Mir reichte es. Mögen die Autoren des Artikels über Steuermoral (ab S. 19) noch so Recht haben, wenn sie die Wirkung von Druck gegen Strafandrohungen bezweifeln – bei einem schweren Fall wie Halfenberg half nur noch eine Schocktherapie. Ein paar Tage später begann meine Operation "Schwarzes Schaf". Mit falschem Bart und getönter Brille betrat ich Halfenbergs Handyladen und studierte die Auslage. Der einzige andere Kunde, der soeben per EC-Karte bezahlen wollte, erfuhr von Halfenberg, das Lesegerät sei "leider gerade defekt" und auch der Quittungsblock sei alle. Der miese alte Trick.
"Guten Tag, Steuerbehörde. Dürfen wir einmal einen Blick auf Ihre Kassenbücher werfen?", sagte ich mit eiskalter Vollstreckerstimme. Halfenberg begann zu schwitzen und kramte hektisch in seinen Schubladen. Sekunden später schob er mir einen nagelneuen 500-Euro-Schein zu und fragte, was ich von diesem Kassenbuch hielte. Unglaublich! Jetzt auch noch Bestechung! Ich zögerte nicht lange, kassierte den Schein "zur Beweissicherung" ein und ließ den Ertappten kurzerhand stehen.
Nachdem ich ihn zwei Tage lang hatte schmoren lassen, wollte ich Halfenberg gerade anrufen und mich scheinheilig nach seinem Befinden erkundigen, als es an der Tür klingelte. Zwei freundliche Polizisten baten mich, sie auf die Wache zu begleiten. Mit den Papieren meines Ford Mustang scheine etwas nicht zu stimmen, zudem hätten die Kollegen in einem "als Gasanlage getarnten Hohlraum" eine nicht unerhebliche Summe Bargeld gefunden, deren Herkunft ich sicher erklären könne.
Ich bat um die Erlaubnis, mit meinem Anwalt zu telefonieren, und wählte Halfenbergs Mobilnummer. Er sei ein wenig unter Druck, zischte mein Kumpel, daher habe er vorübergehend "ein paar Konten und Karren" auf meinen Namen anmelden müssen. Da man keine Zeit hatte, die Sache mit mir zu besprechen, habe Mücke mit einigen modifizierten Papieren ausgeholfen. Er selbst werde aus der Schweiz die Fäden ziehen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Mückes Freund und Topanwalt "Fritte" sei bereits informiert. Man werde dem Gericht einen Deal anbieten: Sie könnten einen Steuerbeamten belasten, der sich mit einem markierten 500er bestechen ließ und dabei mit versteckter Kamera gefilmt wurde. Im Gegenzug sei ich in ein paar Wochen, spätestens Weihnachten, wieder draußen. "Glaub mir, der Rechtsstaat funktioniert", versicherte mir Halfenberg, während die Verbindung immer schlechter zu werden schien. "Wofür zahlen wir schließlich Steuern!"
Ich mochte Halfenberg wirklich gern, aber wenn ich darüber nachdachte, womit er diese Angeberkarre bezahlt hatte, stieg mein Blutdruck sprunghaft an: Mein Kumpel führte seit Jahren einen der florierendsten Handyzubehörshops Kölns, hatte jedoch noch nie einen einzigen Euro Steuern bezahlt.
Zunächst schluckte ich meinen Ärger hinunter und versuchte es mit rationalen Argumenten. "Wenn wir zwei in Urlaub fahren und ich greife heimlich in unsere gemeinsame Reisekasse, was machst du dann?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen, während Halfenberg über eine rote Ampel bretterte. "Na, was schon!", rief er fröhlich. "Ich versenke dich mit Betonschuhen im Meer, falls wir an den Strand fahren. Ansonsten lasse ich dich mit Betonschuhen die Piste runterrutschen!" Seine gute Laune heizte meinen Ärger zusätzlich an. "Aber genau dasselbe machst du! Nur dass die Urlaubskasse eine Steuerkasse ist und uns allen gehört!" Doch Halfenberg hörte mich nicht – er hatte sich aus dem Seitenfenster gehängt, um die Sommergarderobe einer jungen Dame zu kommentieren, und ließ dabei seine Mehrklanghupe erschallen.
Mir reichte es. Mögen die Autoren des Artikels über Steuermoral (ab S. 19) noch so Recht haben, wenn sie die Wirkung von Druck gegen Strafandrohungen bezweifeln – bei einem schweren Fall wie Halfenberg half nur noch eine Schocktherapie. Ein paar Tage später begann meine Operation "Schwarzes Schaf". Mit falschem Bart und getönter Brille betrat ich Halfenbergs Handyladen und studierte die Auslage. Der einzige andere Kunde, der soeben per EC-Karte bezahlen wollte, erfuhr von Halfenberg, das Lesegerät sei "leider gerade defekt" und auch der Quittungsblock sei alle. Der miese alte Trick.
"Guten Tag, Steuerbehörde. Dürfen wir einmal einen Blick auf Ihre Kassenbücher werfen?", sagte ich mit eiskalter Vollstreckerstimme. Halfenberg begann zu schwitzen und kramte hektisch in seinen Schubladen. Sekunden später schob er mir einen nagelneuen 500-Euro-Schein zu und fragte, was ich von diesem Kassenbuch hielte. Unglaublich! Jetzt auch noch Bestechung! Ich zögerte nicht lange, kassierte den Schein "zur Beweissicherung" ein und ließ den Ertappten kurzerhand stehen.
Nachdem ich ihn zwei Tage lang hatte schmoren lassen, wollte ich Halfenberg gerade anrufen und mich scheinheilig nach seinem Befinden erkundigen, als es an der Tür klingelte. Zwei freundliche Polizisten baten mich, sie auf die Wache zu begleiten. Mit den Papieren meines Ford Mustang scheine etwas nicht zu stimmen, zudem hätten die Kollegen in einem "als Gasanlage getarnten Hohlraum" eine nicht unerhebliche Summe Bargeld gefunden, deren Herkunft ich sicher erklären könne.
Ich bat um die Erlaubnis, mit meinem Anwalt zu telefonieren, und wählte Halfenbergs Mobilnummer. Er sei ein wenig unter Druck, zischte mein Kumpel, daher habe er vorübergehend "ein paar Konten und Karren" auf meinen Namen anmelden müssen. Da man keine Zeit hatte, die Sache mit mir zu besprechen, habe Mücke mit einigen modifizierten Papieren ausgeholfen. Er selbst werde aus der Schweiz die Fäden ziehen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Mückes Freund und Topanwalt "Fritte" sei bereits informiert. Man werde dem Gericht einen Deal anbieten: Sie könnten einen Steuerbeamten belasten, der sich mit einem markierten 500er bestechen ließ und dabei mit versteckter Kamera gefilmt wurde. Im Gegenzug sei ich in ein paar Wochen, spätestens Weihnachten, wieder draußen. "Glaub mir, der Rechtsstaat funktioniert", versicherte mir Halfenberg, während die Verbindung immer schlechter zu werden schien. "Wofür zahlen wir schließlich Steuern!"
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