Schwarze Löcher: Das erste Foto eines Schwarzen Lochs
Einem Team von 207 internationalen Wissenschaftlern aus 59 Instituten in 18 Ländern ist mit dem »Event Horizon Telescope« (EHT) eine bahnbrechende Aufnahme gelungen. Am Mittwoch, den 10. April 2019 um 15 Uhr MESZ wurde in mehreren weltweit stattfindenden Pressekonferenzen verkündet, dass das EHT-Team das erste hochaufgelöste »Foto« von einem Schwarzen Loch gemacht hat. Die große Herausforderung ein Schwarzes Loch abzubilden, besteht darin, dass die kompakten und weit entfernten Objekte am Himmel winzig erscheinen – bislang jenseits der Auflösungsgrenze.
Wie ein solches Bild aussehen müsste, ist schon seit Jahrzehnten in der Theorie bekannt. Aber erst jetzt erreichte das EHT-Team die notwendige Auflösung, indem acht Radioteleskope an sechs verschiedenen geografischen Orten zum Einsatz kamen. Dies geschah bei einer Beobachtungswellenlänge von 1,3 Millimeter, entsprechend einer Frequenz von 230 Gigahertz. Das erste »Radiofoto« eines extrem massereichen Schwarzen Lochs ist das Ergebnis einer aufwändigen Bildrekonstruktion. Es enthüllt den Blick in das Herz der gigantischen, elliptischen Zentralgalaxie des 55 Millionen Lichtjahre entfernten Virgo-Galaxienhaufens Virgo A, im Optischen als Messier 87, kurz M 87, bekannt. Die kompakte Radioquelle, in dessen Zentrum das extrem massereiche Schwarze Loch vermutet wird, trägt die Bezeichnung M 87*.
Die EHT-Aufnahmen erreichen die bislang höchste Auflösung in der Geschichte der erdgebundenen Radioastronomie. Dabei kommt eine besondere Methode zum Einsatz, die Interferometrie mit sehr langen Basislinien oder Very Long Baseline Interferometry (VLBI). Mittels VLBI werden die Messdaten von Radioantennen an verschiedenen, weit voneinander entfernten Standorten getrennt voneinander aufgezeichnet und danach per Computer zusammengeführt und aufeinander abgestimmt, also korreliert. Das Auflösungsvermögen herkömmlicher optischer Teleskope wird durch den Objektivdurchmesser bestimmt. Bei Radioschüsseln ist gleichermaßen der Durchmesser der Schüssel entscheidend. Beim Zusammenschalten mehrerer Antennen ist ihr Abstand, also die Basislinie, der wichtige Faktor. Allerdings ist diese Technik alles andere als trivial, müssen die eingehenden Signale doch präzise mit Atomuhren synchronisiert und die geografischen Abstände der Antennen in allen drei Raumrichtungen millimetergenau bekannt sein.
Das neue EHT-Foto zeigt eindrucksvoll die zentrale Maschine von M 87 sowie einen Ring aus leuchtendem Gas, der einen Durchmesser von rund 40 Mikrobogensekunden hat. Die Beobachtereinheit macht die wahnwitzige Kleinheit des Winkels deutlich: Eine Bogensekunde ist der 3600. Teil eines Grades, und »Mikro« steht für ein Millionstel. Mit anderen Worten: Das Schwarze Loch von M 87 erscheint am Himmel so groß wie eine Zwei-Euro-Münze auf dem Mond, wenn man sie von der Erde aus betrachtet!
Der Plasmaring gibt offenbar Radiowellen ab, allerdings ist die Helligkeitsverteilung entlang des Rings nicht gleichförmig, sondern asymmetrisch. Unter der Annahme einer Entfernung von 16,8 Megaparsec (55 Millionen Lichjahren) ist der Durchmesser des Rings konsistent mit dem zu erwartenden »Schatten« eines Schwarzen Lochs, das eine Masse von 6,5 Milliarden Sonnenmassen aufweist. Wie es zu dem »Schatten« kommt, klären wir gleich …
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