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Schwerpunkt Italiker: Picener: Das Volk des Spechtes

Gefürchtete Krieger und erfolgreiche Fernhändler: Die Picener waren eines der bedeutendsten italischen Völker. Dabei verdankten sie ihre Existenz, so berichtet ihr Gründungsmythos, allein der Entscheidung eines Vogels.
Ritueller Waffentanz um ein Totem, Deckel einer Situla - etruskisch-italienisches Bronzegefäß

Um das Jahr 1000 v. Chr. begann sich die Welt des Mittelmeerraums neu zu konfigurieren. Die großen Reiche der Bronzezeit waren längst zerfallen, doch hier nahm seinen Anfang, was im Lauf weniger Jahrhunderte im Erblühen der griechischen und später der römischen Kultur gipfeln sollte. In dieser Zeit bildeten sich in Italien aus Einheimischen und Zuwanderern neue Volksgruppen, die Altertumswissenschaftler auf Grund sprachlicher Gemeinsamkeiten unter der Sammelbezeichnung Italiker zusammenfassen.

Zu den kulturellen Gemeinsamkeiten dieser Völker zählte den griechischen und römischen Historikern zufolge ein als "ver sacrum", also "geheiligter Frühling" bezeichneter Brauch: Dem Kriegsgott Mamars, der dem römischen Mars entsprach, weihte man alles, was im kommenden Frühling geboren würde, ob Pflanze, Tier oder Mensch. Wurde nun ein Stamm für sein Gebiet zu groß, mussten junge Männer und Frauen sozusagen als symbolisches Opfer an den Gott fortziehen, um andernorts eine neue Existenz aufzubauen. Ein Tier sollte die Jugendlichen dabei geleiten. So erzählten die griechischen und römischen Quellen von den Samniten, dass ein Stier sie geführt habe. Wo er sich schließlich niederließ, siedelten sie sich an. Etliche weitere Stämme entstanden durch erneute Teilung – was die Samniten später nicht davon abhielt, gegen ihre Nachkommen Krieg zu führen.

Ein italisches Volk, das in den letzten 40 Jahren vermehrt Eingang in die Forschung gefunden hat, waren die Picener. Verschiedene Autoren schrieben ihre Ursprungslegende nieder, allerdings gibt es keine konsistente Gesamtdarstellung. So notierte Plinius der Ältere im 1. Jahrhundert n. Chr., der "ver sacrum" habe Angehörige der in Mittelitalien lebenden Sabiner auf Wanderschaft geschickt. Sein Zeitgenosse Marcus Verrius Flaccus nannte als deren Ziel das antike Asculum, heute Ascoli Piceno. Das Leittier war ein Specht, der sich dort auf ihrem "vexillum", einer Art Standarte, niedergelassen habe. Zu diesem Mythos passt der Name: Im Lateinischen heißt der Vogel "picus", "Picentes" wäre also das "Volk des Spechts". Allerdings bezeichneten sie sich in ihrer eigenen Sprache, die durch etwa 25 Inschriften übermittelt ist, als "Pupun". Möglicherweise entwickelte sich die römische Bezeichnung also aus diesem Eigennamen, dessen Bedeutung wir leider nicht kennen. Mit dem Specht hatte es aber durchaus seine Bewandtnis. ...

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  • Quellen

Franchi Dell’Orto, L. (Hg.): Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog. De Luca, Rom 1999

Naso, A.: I Piceni. Storia e archeologia delle Marche in epoca preromana. Biblioteca di Archeologia 29. Longanesi, Mailand 2000

Torelli, M.: Tota Italia. Essays in The Cultural Formation of Roman Italy. Clarendon Press, Oxford 1999

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