Sexualität: Ein ganz normales Bedürfnis
In einer roten Kosmetiktasche mit weißen Punkten liegt Nina de Vries’ Arbeitsausrüstung: Bodylotion und Desinfektionsmittel, ein Feuerzeug und Räucherpapiere – gegen den unangenehmen Geruch so mancher Pflegeeinrichtung – und ein Wecker, um die Zeit im Blick zu behalten. Außerdem eine CD mit entspannender Musik. "Die Wäsche muss frisch sein, das Zimmer geheizt. Außerdem brauche ich eine Rolle Küchenpapier, um meine Hände abzuwischen", erklärt sie.
Nina de Vries sitzt in ihrer farbenfrohen Wohnküche in Potsdam. Grüne Teekanne, blauer Tisch, rote Vorhänge. Sie dagegen trägt Schwarz. Ihre Lippen sind akkurat geschminkt. Die 56-Jährige spricht engagiert und mit einem hörbaren niederländischen Akzent. In einer ihrer seltenen Redepausen steckt sie sich eine lange, dünne Zigarette an. Dann sagt sie: "Mein Angebot beinhaltet keinen Oralsex und keinen Geschlechtsverkehr. Ich biete Kuscheln, Berühren, Streicheln und In-den-Arm-Nehmen für schwerstmehrfach behinderte Menschen an."
Damit möchte Nina de Vries mithelfen, ein Grundrecht des Menschen zu erfüllen: das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, und zwar in sexueller Hinsicht. Denn Menschen mit einer Behinderung verspüren grundsätzlich die gleichen sexuellen Bedürfnisse wie andere Menschen. Und sie haben prinzipiell dasselbe Recht darauf, diese auszuleben. Doch das fällt vielen schwer – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Körperlich behinderte Menschen wissen häufig, was sie möchten, benötigen dafür aber Hilfe, weil es ihnen zum Beispiel nicht möglich ist, sich selbst zu befriedigen. Hier können Sexualassistenten helfen ...
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