Editorial: Sozial, digital, hörbar
Jeder dritte Deutsche informiert sich inzwischen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter über Wissenschaft. Das zeigt eine bevölkerungsrepräsentative Studie, das jährlich durchgeführte Wissenschaftsbarometer. Auch bei Spektrum verzeichnen wir immer stärkeren digitalen Zuspruch. Mehr als zwei Millionen Personen lesen monatlich auf »Spektrum.de« unsere Artikel; die Zahl der insgesamt pro Monat aufgerufenen Seiten dürfte im Lauf des Jahres die Zehn-Millionen-Grenze überspringen. Umgekehrt ist die Auflage des Hefts, das Sie vor sich haben, wie jene fast aller Zeitungen und Magazine über die Jahre zurückgegangen. Erfreulich langsam, können wir hinzufügen, und mittlerweile scheint sie sich auf stabilem Niveau eingependelt zu haben. Bei einem Redaktionsbesuch im Rahmen unseres neuen Angebots »Spektrum Plus« sagte mir eine junge Leserin unlängst, sie würde im Leben keine seriöse Forschung in sozialen Medien erwarten. Sie liebe es, Papier in den Händen zu halten und in »ihrem Spektrum« die tiefschürfenden Berichte von Forscherinnen und Forschern zu lesen.
Davon gibt es in diesem Heft einige – »ein richtig schön hartes Heft«, wie ein Kollege meinte. Für mich stechen dabei die beiden Beiträge ab S. 12 und ab S. 30 heraus. Wie sich Gravitations- und Quantentheorie endlich vereinheitlichen lassen und wie das menschliche Bewusstsein entstehen könnte, sind faszinierende große Fragen. Es geht aber auch konkreter: Chronomediziner lernen immer mehr darüber, wie die Reaktion des Körpers auf Wirkstoffe von der Tageszeit abhängt. Dieses Forschungsfeld, das wir in zwei Beiträgen ab S. 36 und ab S. 44 vorstellen, dürfte in den kommenden Jahren noch erheblich bedeutender werden, gerade für die ärztliche Praxis.
Selbst wenn sich die 30 Leser beim Redaktionsbesuch mehrheitlich skeptisch gegenüber Wissenschaftskommunikation per Social Media zeigten – einen digitalen Wunsch äußerten die meisten von ihnen dann doch: Sie würden gern einzelne Artikel nachhören. Einen Spektrum-Podcast zu Forschungsthemen jenseits des Hefts fänden ebenfalls viele interessant. Was meinen Sie dazu? Schreiben Sie mir Ihre Meinung, denn wir denken aktuell tatsächlich in diese Richtung weiter!
Herzlich grüßt Ihr
Carsten Könneker
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