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Soziale Kompetenz: Früh übt sich, wer teilen will

Die kleine Ida möchte ihre Sandförmchen partout nicht ausleihen? Das ist für Ein- bis Zweijährige noch ganz normal. Doch bereits in diesem Alter finden sich Indizien dafür, wie gut ein Kind das soziale Miteinander später einmal meistert.
Markus Paulus

Die Aufkleber auf dem Tisch glitzern verlockend. Am liebsten möchte Anna (5 Jahre) beide für sich haben. Andererseits besitzt sie schon vier solcher Bildchen – vielleicht könnte sie einen der beiden Sticker doch an Eva abgeben? Den zweiten darf sie ja auf jeden Fall behalten, hat man ihr erklärt. Aber eigentlich findet sie Eva doof. Wenn es darum ginge, Jan etwas abzugeben, das wäre etwas anderes. Jan ist ihr Freund. Anna streckt langsam die Hand aus. Dann zieht sie ganz schnell beide Bilder zu sich.

Wann teilen Kinder bereitwillig mit anderen? Und welche sozialen Fertigkeiten müssen sie dafür bereits in den ersten Lebensjahren entwickeln? Das hat ein Team um die Entwicklungspsychologen Markus Paulus und Beate Sodian von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer Langzeitstudie untersucht. Fünf Jahre lang kamen Kinder wie Anna alle paar Monate in das Institut. Dort stellten die Forscher ihnen verschiedene Aufgaben, um den sozialen Entwicklungsstand zu erfassen.


Herr Professor Paulus, warum macht es für eine Fünf­jährige meist einen bedeutenden Unterschied, mit wem sie teilen soll?

Wir wissen, dass Kinder erst im Alter von zwei bis drei Jahren anfangen, anderen unaufgefordert etwas abzugeben. Je jünger die Kinder sind, desto weniger spielt es dabei eine Rolle, mit wem sie teilen. Ob der andere viel hat oder wenig, ein Freund ist oder nicht, das ist den Dreijährigen noch völlig egal. Aber mit vier Jahren ändert sich das langsam. Die Kinder beginnen, selektiv zu teilen. Ab fünf zeigt sich dann ganz deutlich: Mit einem "Armen" teilen sie lieber als mit einem "Reichen" und mit einem Freund eher als mit jemandem, den sie nicht so gerne mögen. Es gibt aber Unterschiede zwischen den Kindern. Manche schaffen es besser als andere, sogar demjenigen etwas abzugeben, der nicht ihr Freund ist. Ihre Teilungsbereitschaft lässt sich auf bestimmte soziale Fähigkeiten und Verhaltensweisen zurückführen, die sie schon in den Jahren zuvor entwickelt haben ...

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Die Gefühle anderer nachzuempfinden, ist wichtig im sozialen Miteinander – ob man sich nun über den Erfolg einer Freundin freut oder als Gemeinschaft in Krisenzeiten zusammenhält. Empathie ist aber kein rein menschliches Phänomen und kann sogar ungesund sein, wenn sie in People Pleasing umschlägt.

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Spektrum Kompakt – Junge Eltern

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  • Literaturtipp

Paulus, M. et al.:Social Understanding and Self-Regulation Predict Pre-Schoolers' Sharing with Friends and Disliked Peers. A Longitudinal Study. In: Interna­tional Journal of Behavioral Development 39, S. 53-64, 2015

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