Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Verhaltenssucht: Voll im Training

Sport ist gesund – meistens jedenfalls. Doch manche Hobbyathleten zeigen ­typische Symptome einer Sucht. Die Ursachen liegen vermutlich in neuronalen Prozessen, die denen bei Drogenabhängigkeit ähneln.
Einmal geht noch

Der Nachbar geht jeden Tag joggen. Ihr Bürokollege verbringt seine Mittagspause fast immer im Fitnessstudio. Eine Freundin absolviert alle paar Wochen den nächsten Triathlon. Und Sie denken: Das ist doch nicht mehr normal!

Vielleicht würde der Nachbar, Kollege oder die Freundin dem sogar zustimmen. Viele Ausdauersportler bezeichnen sich selbst als süchtig, wie der Sportpädagoge Edgar Rümmele schon Ende der 1980er Jahre berichtete. Über die Hälfte der von ihm befragten Marathonläufer hielt sich für "laufsüchtig", einzelne gaben sogar an, den Gedanken nicht zu ertragen, dass sie einmal nicht mehr joggen könnten.

Laut dem Psychologen Heiko Ziemainz von der Universität Erlangen-Nürnberg stellt selbst intensives Training trotzdem zunächst kein Gesundheitsrisiko dar. "Wenn jemand viel Sport treibt, und sei es fünf- oder siebenmal in der ­Woche, hat das in der Regel enormen gesundheitlichen ­Nutzen." Der Drang nach Bewegung und Wettkämpfen sei in den allermeisten Fällen nicht krankhaft, sondern beruhe auf einem positiven Verhältnis zur sportlichen Herausforderung.

Damit wäre dieses Missverständnis schon einmal ausgeräumt: Wer intensiv Sport treibt, hat noch lange kein Problem. Auch wenn etwa ein "Ironman", bei dem man nacheinander 3,8 Kilometer schwimmt, 180 Kilometer Rad fährt und dann noch einen Marathon läuft, dem Normalbürger als eine einzige Quälerei erscheint. Stu­dien, die die vielfältigen Vorteile von Ausdauertraining belegen, gibt es zuhauf – so macht rege sportliche Aktivität zufriedener und ausgeglichener, lindert Angst und Stress ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Süßes Gift?

Entdecken Sie die Vorteile und Risiken einer zuckerfreien Ernährung in unserem Artikel »Süßes Gift«. Plus: Erfahren Sie in unserer Kolumne, warum im amerikanischen Wahlsystem nicht immer die Partei mit den meisten Stimmen gewinnt. Jetzt mehr erfahren!

Spektrum - Die Woche – Ein langes Leben ist kein Zufall

Wie schafft man es, besonders alt zu werden und dabei fit und gesund zu bleiben? Die Altersforscherin Eline Slagboom weiß, welche Faktoren wir beeinflussen können - und welche nicht. Außerdem in dieser »Woche«: Wie Spannbetonbrücken einfach einstürzen können - und wie man das verhindern kann.

Spektrum Gesundheit – Selbstoptimierung – Richtig umgehen mit Fitnesstrackern, Eisbaden und Co

Smartwatches, Fitnessarmbänder, Eisbaden – moderne Gesundheitstrends versprechen Wohlbefinden und Fitness. Doch nur, wenn man sie richtig anwendet. Außerdem in der aktuellen Ausgabe »Spektrum Gesundheit«: Tischtennis hilft bei Parkinson + Medizinische Wirkung von Yoga + Mikrobiom und Herzgesundheit

  • Quellen

Baekeland, F.:Exercise Deprivation. Sleep and Psychological Reactions. In: Archives of General Psychiatry 22, S. 365-369, 1970

Berczik, K. et al.: Exercise Addiction. In: Behavioral Addictions: Criteria, Evidence, and Treatment. Hrsg: Kenneth Paul Rosenberg, Laura Curtiss Feder. Academic Press 2014

Dietrich, A.:Functional Neuroanatomy of Altered States of Consciousness: The Transient Hypofrantality Hypothesis. In: Consciousness and Cognition 12, S. 231-256, 2006

Dietrich, A.:Endurance Exercise Selectively Impairs Prefrontal-Dependent Cognition. 
In: Brain and Cognition 55, S. 516-524, 2004

Naci, H., Ioannidis, J. P. A.:Comparative Effectiveness of Exercise and Drug Interventions on Mortality Outcomes: Meta-epidemiological Study. In: British Medical Journal 347, f5577, 2013

Mónok, K. et al.:Psychometric Properties and Concurrent Validity of Two Exercise Addiction Measures: A Population Wide Study in Hungary. In: Psychology of Sport and Exercise 13, S. 739-746, 2012

Stoll, O. et al.: Lehrbuch Sportpsychologie. Huber, Bern 2010

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.