Genetik: Sprach-Gen entdeckt?
Nur der Mensch kann Laute gezielt zu Wörtern und sinnvollen Aussagen kombinieren. Wieso? Nun haben britische Wissenschaftler erstmals ein Gen identifiziert, das anscheinend mit dem menschlichen Sprachvermögen zusammenhängt. Eine vererbbare Mutante davon tritt, wie Cecilia Lai und Anthony Monaco von der Universität Oxford feststellten, bei einer Londoner Familie auf. Fast die Hälfte ihrer Mitglieder aus drei Generationen hat trotz normaler Intelligenz Schwierigkeiten, Wörter korrekt auszusprechen und grammatikalisch richtig zusammenzufügen. Den Betroffenen fällt es zudem schwer, Lippen und Zunge in einer vorgegebenen Reihenfolge zu bewegen. Ein nicht verwandter Junge mit denselben Symptomen, bei dem eine entsprechende Mutation neu aufgetreten war, ermöglichte jetzt die Identifizierung des Gens. Es gehört zu einer Gruppe von Regulatoren, welche die Embryonalentwicklung steuern. Ist es defekt, enthält eine bestimmte Region im Vorderhirn – der Schweifkern oder Nucleus caudatus – anomal wenige Nervenzellen. Dort könnte also die Fähigkeit angesiedelt sein, Laute korrekt zu Wörtern und Sätzen aneinander zu reihen. Vielleicht beruht die Störung aber auch auf einem rein motorischen Defekt. (Nature, Bd. 413, S. 519)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2001, Seite 29
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