Biologie: Sprachschule für Flughunde
Junge Flughunde erwerben ihre "Sprache" ähnlich wie Menschenkinder, berichten Zoologen der Universität Tel Aviv. Die Forscher um Yossi Yovel haben nachgewiesen, dass junge Nilflughunde (Rousettus aegyptiacus) ihre Kommunikationslaute von erwachsenen Tieren lernen. Das macht sie zu Modellorganismen für die Fähigkeit des "stimmlichen Lernens", die bis jetzt nur bei Menschen und Singvögeln untersucht ist.
Nilflughunde leben in großen Gruppen zusammen. Die Forscher trennten trächtige Weibchen von der Kolonie und hielten sie über die Geburt hinaus in isolierten Boxen. Da die Weibchen dort still bleiben, wuchsen ihre Jungtiere ohne Laute von Artgenossen heran. Auch nach der Entwöhnung hielten Yovel und sein Team die Jungtiere weiter in Isolation. Sie zeichneten deren Laute auf und verglichen sie mit den Äußerungen von Flughunden, die in der Kolonie aufwuchsen.
Beide Gruppen gaben anfangs dasselbe hochfrequente "Babybrabbeln" von sich, doch ihre Lautäußerungen entwickelten sich nach einiger Zeit auseinander. Die Rufe der in der Gruppe aufgezogenen Jungtiere passten sich denen der adulten Flughunde an, die isolierten Tiere hingegen hinkten in der Entwicklung hinterher. Erst als die Forscher beide Gruppen zusammenbrachten, holten Letztere ihren Rückstand auf. Weitere Versuche zeigten: Allein lebende Jungtiere, die aufgezeichnete Laute von Artgenossen vorgespielt bekommen, ahmen diese nach. Das Kommunikationsrepertoire von Nilflughunden ist somit nicht genetisch festgelegt, sondern erlernt.
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