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Staatswesen: Meroes Paläste – Schaltstellen der Macht

Im 3. Jahrhundert v. Chr. erblühte im antiken Nubien das Reich von Meroe. Zahlreiche Paläste und Tempel selbst in der Peripherie des Herrschaftsgebiets künden nicht nur vom Wohlstand seiner Könige, sondern verraten auch eine Rückbesinnung auf ihre afrikanischen Wurzeln.

Um das Jahr 260 v. Chr. verlegte der nubische König Arkamani I. seinen Regierungssitz von Napata nach Meroe und läutete damit eine neue Ära ein. Die meroitischen Herrscher kontrollierten das Niltal zwischen dem fünften und dem sechsten Katarakt, eine Strecke von gut 1600 Kilometern: vom Zusammenfluss des Weißen und des Blauen Nils bis hin zur heutigen ägyptischen Grenze. Ein Reich, in dem Ackerbauern ebenso wie Viehhirten lebten und eine gut organisierte Zentralregierung zahlreiche "Hafir" anlegen ließ: Rückhaltebecken am Ausgang der Trockentäler, um das Wasser der kurzen Regenzeiten zu speichern. Sie bestanden stets aus einem kreisrunden Erddamm von bis zu 250 Meter Durchmesser, der sich zum Wadi hin trichterförmig öffnete. Um dergleichen anzulegen, musste Gelände eingeebnet beziehungsweise terrassiert, der Wall aufgeschüttet und befestigt werden – eine Aufgabe, die ohne Planung und Lenkung nicht denkbar wäre.

Wie die napatische Kultur war auch die meroitische von der ägyptischen geprägt, doch orientierte sie sich stärker auch an afrikanischen Traditionen. So belegen die Architektur und die Kunstwerke der großen Tempel, dass die Götterwelt des Pharaonenreichs zwar nach wie vor dominierte – insbesondere war dessen Staatsgott Amun immer noch als Amani die Gottheit des Herrscherhauses. Doch einheimischen Kulten entsprang beispielsweise der löwenköpfige Apedemak, der Macht und schöpferische Kräfte gleichermaßen symbolisierte.

Den afrikanischen Wurzeln entsprechend wurde der Königstitel nicht vom Vater zum Sohn, sondern über die weibliche Linie vererbt. Dementsprechend wichtig war die "Kandake", ein Titel, der "Mutter des Königs" bedeutete, wobei die Kandake auch dessen Tante sein konnte. Tempelreliefs mit Opferszenen zeigen den Herrscher fast immer in ihrer Begleitung, während seine Gemahlin, die "Kore" bei den Ritualen offenbar keine Rolle spielte

Wie stark der Drang zur Rückbesinnung war, lässt sich auch in der Verwaltung erkennen: Wurden Erlasse zuvor mit Hieroglyphen und in ägyptischer Sprache niedergeschrieben, kam nun eine eigene Schrift auf, um Offizielles in Meroitisch wiederzugeben. ...

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  • Literatur

Baud, M. (Hg.): Méroé. Un empire sur le Nil. Ausstellungskatalog Musée National du Louvre, Musée du Louvre, Paris 2010

Edwards, D. N.: The Nubian Past. Routledge, London & New York 2004

Lenoble, P., Rondot, V.: À la redécouverte d’El-Hassa. Temple à Amon, palais royal et ville de l’empire méroitique. In: Cahier de recherche de l’Institut de Papyrologie de Lille (CRIPL) 23, S. 101 – 115, 2003

Lohwasser, A.: Queenship in Kush – Status, Role and Ideology of Royal Women. In: Journal of the American Research Center in Egypt 38, S. 61 – 76, 2001

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