Hinter den Schlagzeilen: "Eine imaginäre Verbindung"
"Justin, du inspirierst mich jeden Tag und ich liebe dich von ganzem Herzen", schreibt ein Fan von Justin Bieber auf dessen Facebook-Seite. Frau Professor Wegener, wie kommt es, dass Prominente ihren Fans so viel bedeuten?
Solche Beiträge drücken zunächst einmal nicht unbedingt tiefergehende Gefühle aus. Manche Facebook-User wollen sich damit vielleicht auch nur als Teil der Fangemeinde zu erkennen geben. Wir haben 1000 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren über ihr Verhältnis zu Idolen befragt; 25 von ihnen interviewten wir zudem detailliert. Dabei hat sich gezeigt, auf wie viele verschiedene Arten Stars ihnen etwas bedeuten. Manchmal sind sie für die Fans wichtig, weil sich diese mit Gleichaltrigen über das Idol austauschen. Sie wollen zur Fangruppe dazugehören, in der sie dadurch Bestätigung bekommen, dass die anderen einen ähnlichen Geschmack und ähnliche Interessen haben wie sie selbst. Andere wollen sich durch ihr Fan-Sein von ihren Eltern lösen und ihre Grenzen austesten, zum Beispiel indem sie die Musik ihres Stars laut aufdrehen. Wieder andere stellen sich vor, das Idol sei eine gute Freundin, mit der sie sich ein spannendes Leben erträumen. Einige überlegen sich auch, wie es wäre, eine Liebesbeziehung mit dem Star zu haben, und wie sie sich dann verhalten würden.
Wovon hängt es ab, wie der Fan zu seinem Idol steht?
Jugendliche nutzen ihre Stars, um sich mit für sie relevanten Themen wie beispielsweise Selbstständigkeit, Abgrenzung, Anerkennung oder Sexualität auseinanderzusetzen – je nachdem, was sie gerade beschäftigt. Diese Themen ergeben sich einerseits aus ihrer Entwicklung, andererseits aber auch aus ihrem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld und dem, was sie in ihrem Alltag erleben.
Ticken jugendliche Fans anders als Altersgenossen, die kein Idol haben?
Große Unterschiede gibt es da nicht. Laut unserer Befragung beschäftigen sich Fans allerdings etwas intensiver mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren Einstellungen. Außerdem sind Jugendliche, die ein Idol haben, kommunikativer, insbesondere mit Blick auf neue Medien. Und sie sind ein wenig leistungsorientierter. Das könnte damit in Verbindung stehen, dass Idole teils als Vorbilder für die eigenen Berufsvorstellungen herangezogen werden. ...
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