Stichwort: Dürers Tinte im Röntgenstrahl
Oft lässt sich das Zustandekommen solcher Notizen Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte später kaum mehr nachvollziehen – ein Problem, mit dem sich auch die Forscher bei der Untersuchung von Dürers Zeichnungen herumschlagen. Schon der Meister selbst beschriftete seine Werke oft erst später, nahm nachträglich Ergänzungen vor und besserte einzelne Partien nach, ganz zu schweigen von den unzähligen Sammlern und Kunsthändlern, die in den kommenden Jahrhunderten in guter oder böser Absicht das berühmte »AD« oder eine Jahreszahl hinzufügten. In wissenschaftlichen Beschreibungen finden sich dann Bemerkungen wie »eigenhändig« und »echt«. Oder eben: »von anderer Hand signiert« und »beschriftet in anderer Tinte«
Heute lassen sich Eisengallustinten – und solche verwendete Dürer vorwiegend – anhand ihrer chemischen Beschaffenheit voneinander unterscheiden. Als diese noch von Hand aus Eisenvitriol und Gallapfelextrakt gemischt wurden, hatte jede Charge eine etwas andere Zusammensetzung. Besonders verräterisch sind Zink-, Kupfer- oder Mangansulfate, die nur in geringen Mengen vorkommen und sich mit Hilfe der Mikroröntgenfluoreszenzanalyse (Micro-RFA) messen lassen. Dazu reicht es, einen winzigen Teil eines Federstrichs mit dem Röntgenstrahl abzutasten (siehe Bild). Sie fluoresziert und sendet eine Strahlung aus, aus der sich ein Spektrum mit den Konzentrationen jener Metallsulfate errechnen lässt. Auf diese Weise kann man einen »chemischen Fingerabdruck« der Tinte erstellen – und, indem man den Röntgenstrahl auf unterschiedliche Partien richtet, viel über die Arbeitsweise Dürers erfahren ...
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