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Seevölker: Stürmische Zeiten

Am Ende der Bronzezeit fielen ganze Reiche unter dem Ansturm der so genannten Seevölker. Forscher streiten bis heute darüber, wer diese Angreifer waren und woher sie kamen. Jetzt meinen Archäologen der Lösung des Rätsels nahe zu sein.
Um die Mittagszeit des 21. Januar 1192 v. Chr. erlebten die Einwohner der Handelsmetropole Ugarit im heutigen Syrien Ungeheuerliches. Rund drei Stunden mussten sie mit ansehen, wie die Sonne sie verließ. Schatten machten sich breit, krochen durch Gassen und an Mauern hoch. Dann verfärbte sich das Firmament. Es dämmerte, und eine unnatürliche Finsternis legte sich über Stadt und Land. Langsam schob sich eine dunkle Scheibe vor die Sonne, bis sie die Lichtquelle ganz verdeckte. Der Tag war zur Nacht geworden, die Welt war aus den Fugen.

Hunde heulten, Vögel verstummten, Fledermäuse flatterten in der vermeintlichen Nacht aus ihren Verstecken. Menschen blieben wie angewurzelt stehen oder rannten zu den Tempeln, um bei ihren Göttern Schutz zu finden. In einem der Gotteshäuser machten sich Orakelpriester daran, das unheilvolle Omen näher zu ergründen. Sie schlachteten zwei Schafe, um in deren Innereien zu lesen – und was sie da sahen, verstärkte ihre Furcht. Einer der heiligen Männer ritzte die Warnung der Götter in eine Tontafel: "Im sechsten Abschnitt des Neumondtages des Monats Hiyyar ist untergegangen die Sonne, ihr Torhüter ist Resheph. Zwei Lebern hat man untersucht: Gefahr!" In verständlicheren Worten: "Um die Mittagszeit eines im Totenkult bedeutenden Tages hat der zuständige Gott die Sonne in die Unterwelt geführt. Und auch die Lebern der Opfertiere verheißen nur Übles." So deuten einige Wissenschaftler die Inschrift.

Das böse Vorzeichen sollte sich sehr bald tatsächlich erfüllen: Nach der Sonnenfinsternis machten fremde Krieger Ugarit dem Erdboden gleich – die einst prächtige Stadt, ein Vasallenstaat des hethitischen Großreichs, sollte sich nie mehr von den Folgen der Invasion erholen. Die reiche levantinische Metropole der Bronzezeit war bei Weitem nicht das einzige Opfer der Plünderer aus der Ferne. Das mykenische Griechenland, die erste Hochkultur auf dem europäischen Festland, brach um 1200 v. Chr. vielleicht unter dem Ansturm jener Fremdlinge in sich zusammen. Auch das reiche Kreta wurde überfallen und geplündert. Selbst Ägypten geriet in arge Bedrängnis, als die Schiffe der Unbekannten die nordafrikani-schen Küsten erreichten. Erst um 1180 v. Chr. gelang es Pharao Ramses III., die Angreifer zu bezwingen …

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