Medizin: Clean werden um jeden Preis?
Seit mehr als einem halben Jahr ist Benjamin Keller* clean. Im September 2017 fuhr er in ein spezielles Behandlungszentrum nach Spanien und schluckte ein paar Kapseln, in deren Innerem sich ein braunes Pulver befand. Das Pulver wurde aus der Wurzelrinde des Strauchs Tabernanthe iboga hergestellt, die das Halluzinogen Ibogain enthält. Seitdem ist Kellers Verlangen nach Kokain verpufft. Der 45-Jährige lebt in der Nähe von Hamburg und arbeitet als Manager. Vor der Spanienreise hat er regelmäßig Kokain konsumiert, manchmal bis zu zehn Gramm am Tag – eine enorme Menge. Schon mehrfach hat er versucht, damit aufzuhören, jedes Mal ist er rückfällig geworden. Bis jetzt.
Ibogain hat nicht nur Keller geholfen. In Internetforen schildern Menschen, wie sie ihre Süchte nach Nikotin, Heroin oder Medikamenten mit Hilfe der Substanz überwunden haben. Sie gehen dabei allerdings ein Risiko ein: Mindestens 27 Menschen sind weltweit bereits gestorben, nachdem sie das Halluzinogen eingenommen haben. Viele Suchtmediziner sind daher skeptisch. Es gibt jedoch auch Forscher, die an die Entzugsdroge glauben – darunter die Neurowissenschaftlerin Deborah Mash. Sie gibt gerade ihre Professur an der University of Miami auf, um für die Zulassung von Ibogain zu kämpfen ...
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