Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Friedensforschung: Taktische Atomwaffen bedrohen den Weltfrieden

Russlands völkerrechtswidriger Angriff auf die Ukraine erhöht das Risiko eines Atomkriegs. Fachleute warnen vor einer unkontrollierbaren Eskalation durch taktische Kernwaffen.
Ein Tarnkappenbomber wirft eine - nicht scharfe - taktische Nuklearwaffe des Typs B61-11 ab.

Der Einsatz von Kernwaffen war seit Ende des Kalten Kriegs kaum noch ein Thema, jedenfalls in der öffentlichen Debatte. Russlands Einmarsch in die Ukraine rückt ihn nun wieder in den Fokus. »Ich möchte Sie daran erinnern, dass Russland eine der größten Atommächte der Welt ist«, sagte der russische Präsident Wladimir Putin nach der Annexion der Krim 2014 in einer Rede vor Jugendlichen. Und am 27. Februar 2022, drei Tage nach Beginn des Überfalls, ließ er die Atomstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzen.

Aktuell geht es nicht so sehr um strategische Atomwaffen, die – montiert auf Interkontinentalraketen – rund um den Planeten ganze Städte auslöschen können. Sondern um taktische Sprengköpfe. Das sind Atombomben geringerer Sprengkraft, die meist auf Trägersystemen mit bis zu etwa 100 Kilometer Reichweite installiert sind. Diese so genannten Gefechtsfeldwaffen sollen Truppen oder Infrastruktur nahe der Front vernichten – im Prinzip wie konventionelle Artillerie.

Doch selbst wenn sie meist kleiner sind: Für den Weltfrieden stellen diese Waffen nach Einschätzung vieler Fachleute eine größere Gefahr dar als strategische Atomraketen. Letztere dienen der Abschreckung, ein realer Einsatz ist unwahrscheinlich. Taktische Nuklearwaffen dagegen »haben die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen verringert und auch die möglichen Gründe für ihren Einsatz diffuser gemacht«, erklärt Götz Neuneck, Senior Research Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg …

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Moderne Kriegsführung

Kriege waren und sind immer unsagbar belastend. Doch haben sich mit der Zeit die Waffen und Methoden weiterentwickelt: Inzwischen können Auseinandersetzungen sogar ins Weltall verlagert werden. Und mit aufmerksamem Auge lassen sich auch in den sozialen Medien Kriegsverbrechen aufklären.

Spektrum - Die Woche – Warum bekommen so viele junge Menschen Krebs?

Krebs ist längst kein Altersleiden mehr. Die Zahl der Krebsdiagnosen bei jungen Menschen nimmt seit Jahren zu. Welche Gründe gibt es dafür? Wie weit ist die Forschung? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Mit welchen Strategien es die Käfer schafften, so artenreich zu werden.

Spektrum - Die Woche – 75 Jahre Grundgesetz: »Ein Durchbruch in nur 13 Tagen«

75 Jahre Grundgesetz: Die Historikerin Uta Piereth im Interview über den Verfassungskonvent von Herrenchiemsee, auf dem die Basis für unser Grundgesetz gelegt wurde.

  • Quellen

Arms Control Association: The Presidential Nuclear Initiatives (PNIs) on tactical nuclear weapons at a glance. 2017

Kristensen, H. M., Korda, M.: Tactical nuclear weapons. Bulletin of the Atomic Scientists 75, 2019

Kristensen, H. M., Korda, M.: Russian nuclear weapons. Bulletin of the Atomic Scientists 78, 2022

Lovenduski, N. S. et al.: The potential impact of nuclear conflict on ocean acidification. Geophysical Research Letters 47, 2020

Pearce, J. M., Denkenberger, D.: A national pragmatic safety limit for nuclear weapon quantities. Safety 4, 2018

Warden, J. K.: Limited nuclear war: The 21st century challenge. Livermore Papers on Global Security 4, 2018

Xia, L. et al.: Decadal reduction of Chinese agriculture after a regional nuclear war. Earth’s Future 3, 2015

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.