Fahreignung: Ausgebremst
Oft taucht das Problem gerade dann auf, wenn das Schlimmste schon überstanden ist: Der Patient erholt sich in einer Reha-Klinik von einem Schlaganfall oder einer Hirnverletzung und bereitet sich darauf vor, in den Alltag zurückzukehren. Da steht mit einem Mal der Führerschein in Frage. Denn blinken, kuppeln, schalten, Gas geben, bremsen und dabei immer die Straße im Blick behalten – all das stellt schon für gesunde Menschen eine Herausforderung dar. Kommen körperliche oder geistige Einschränkungen hinzu, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma, ist manchmal die so genannte Fahreignung oder Fahrtauglichkeit nicht mehr gegeben: die Fähigkeit, ein Auto sicher und ordnungsgemäß durch den Verkehr zu lenken.
"Beim Autofahren werden die praktischen Auswirkungen von hirnorganischen Störungen plötzlich im Alltag spürbar", sagt Andreas Schale, Klinischer Neuropsychologe und ehemaliger Sprecher des Arbeitskreises Fahreignung der Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP). Vielen bedeutet Autofahren mehr als bloße Mobilität. Es sichert Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und häufig sogar die Arbeitsstelle. So beschrieben 71 Prozent der Reha-Patienten, denen die Fahreignung aberkannt wurde, das als "sehr schlimm", ergab eine 2008 durchgeführte Befragung unter knapp 700 Patienten des Neurologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe in Bonn. Wie die Forscher um die Neuropsychologin Jutta Küst, inzwischen an der Klinik Lengg in Zürich, berichten, drohten vielen Teilnehmern erhebliche Einschnitte in ihrem gewohnten Alltag – unter anderem weil sie für die Fahrt zur Arbeitsstelle auf das eigene Auto angewiesen waren ...
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