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Tödliche Mahlzeit. BSE: Eine schleichende Epidemie bedroht die Menschheit.

Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel. SPIEGEL-Buchverlag, Hamburg 1998. 268 Seiten, DM 39,80.

Das Buch ist spannend und zum Teil etwas reißerisch geschrieben. In die als „Tatsachenbericht“ deklarierte Rahmenerzählung sind Wiedergaben anderer Dokumente eingeschoben, um den Eindruck der Authentizität zu erhöhen.

Der erste der drei Teile, „Unter Kannibalen“, ist vorzüglich geschrieben und behandelt auf etwa 100 Seiten die Entdeckung und Entschlüsselung der durch rituellen Kannibalismus übertragenen Kuru-Krankheit in Papua-Neuguinea durch Carleton Gajdusek (Nobelpreis für Medizin 1976) in den fünfziger Jahren. Der Leser wird mit der Verbindung von Kuru zu der infektiösen Traberkrankheit (Scrapie) beim Schaf und zu der menschlichen neurodegenerativen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD) vertraut gemacht, die beide bereits viel länger bekannt waren.

Im zweiten Abschnitt, „Das Seltsamste in der gesamten Biologie“, läßt die Brillanz stark nach. Der amerikanische Wissenschaftsautor Richard Rhodes versucht zunächst in allgemeiner Form die Molekularbiologie des Erregers, der in der Regel „Prion“ benannt wird, zu behandeln. Die zwei folgenden Kapitel über vom Arzt verursachte Prion-Erkrankungen gewinnen wieder an Spannung, vor allem das mitreißende Kapitel über die Infektion von Kindern durch Gabe von verunreinigtem Wachstumshormon. Dann gleitet der Autor allerdings in eine unangebrachte Polemik ab, die sich bis zum Ende des Buches weiterzieht. Diese richtet sich gegen Person und wissenschaftliches Werk des späteren Nobelpreisträgers Stanley B. Prusiner aus San Francisco, der die Idee eines infektiösen Proteins als Erreger vertritt (siehe seinen Artikel in Spektrum der Wissenschaft, März 1995, Seite 44).

Der dritte und längste Abschnitt, der nach Titel und Untertitel des Buches der eigentliche Höhepunkt sein müßte, schildert die BSE-(„Rinderwahnsinn“-)Epidemie in Großbritannien. Hier ist vieles sehr knapp, oberflächlich und hastig dargestellt. Wissenschaftliche Fakten und Fiktion geraten an mancher Stelle durcheinander. Statt dessen wird der sogenannten Kristallisations-Theorie Gajduseks zur Entstehung des infektiösen Erregers sehr viel Platz eingeräumt. Eine fundierte und sachliche Darstellung der BSE-Epidemie, der staatlichen Maßnahmen und Fehler, der Fleischhandelspraktiken, der möglichen Übertragung auf den Menschen und der resultierenden neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung wäre an dieser Stelle angebracht gewesen. Statt dessen tendiert der Autor oft zu oberflächlicher Effekthascherei und schürt die Ängste des Lesers, den er dann am Ende mit einer abenteuerlichen Theorie allein läßt: Aerosole aus staubförmigem Rosendünger, der aus Tierkadavern hergestellt wurde, könnten die Krankheit auf den Menschen übertragen. Dafür wird ein mögliches nächstes Roman-Thema des Autors mehrmals erahnbar: Übertragung von Erregern durch Verpflanzung von Tierorganen auf den Menschen (Spektrum der Wissenschaft, September 1997, Seite 70).

Das Glossar und das Register am Ende stellen eine sinnvolle Ergänzung dar. Etwas mehr Bilder und Tabellen wären manchmal hilfreich.

Dieser auf Tatsachen basierende Roman ist sehr lesenswert und informativ, wissenschaftlich manchmal nicht ganz korrekt, dafür aber sehr spannend.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1998, Seite 135
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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